Die Paradise Papers beweisen massive Steuerhinterziehung und viele illegale Geschäfte der globalen Elite. Manus Island ist ein schreckliches Beispiel für eine misslungene Flüchtlingspolitik. Das grosse Insektensterben nimmt apokalyptische Züge an. Mehr Hintergründe im Podcast:
Die Paradise Papers und die Schweizer Steuerpolitik
Einmal mehr enthüllen Medienschaffende aus aller Welt ein Netzwerk von illegalen Geschäfte und Steuerhinterziehung. Die sogenannten Paradise Papers beziehen sich auf geheime Dokumente des Finanzdienstleisters Appleby. Es ist die grösste Menge an Dokumenten, die je im Offshore-Geschäft geleakt sind. 380 Journalisten und Journalistinnen haben ein Jahr lang über 13 Millionen Dokumente analysiert. Sie zeigen auf, wie die reichen und mächtigen Menschen auf diesem Planet mutwillig Geld unterschlagen. Mehr als 120 Namen von Politikern, Politikerinnen, Prominenten, Konzernen tauchen auf, darunter Queen Elisabeth II, Prince Charles, Bono von U2 und Wilbur Ross, dem amerikanische Handelsminister im Kabinett von Trump. Er hat offenbar dubiose Geschäfte mit dem Schwiegersohn des russischen Präsidenten Putin getätigt.
Auch die Schweiz ist betroffen. Der Rohstoffkonzern Glencore greift gerne auf die Dienstleistungen von Appleby zu. SBB-Präsidentin Monika Ribar, alt-Bundesrätin Ruth Metzler, ex-UBS-Chef Marcel Rohner, ex-DEZA-Direktor Walter Fust und viele andere Namen tauchen in den Paradise Papers auf. Kein Wunder, die Schweiz ist ein wichtiger Mitspieler im globalen Geschäft mit der Steuerhinterziehung.
Seit vielen Jahren kämpft die entwicklungspolitische Organisation der Schweizer Hilfswerke Alliance Sud gegen diese illegale Geldflüsse. RaBe sprach mit deren Finanzexperten Dominik Gross und fragte ihn: Was ging ihnen durch den Kopf, als sie die News der Paradise Papers erhielten:
Die prekären Verhältnisse für Geflüchtete auf Manus Island
Australien ist bekannt für seine restriktive Migrationspolitik. Mit Zeitungsanzeigen und Plakaten in den Lokalsprachen versuchen die Behörden die Bevölkerung in Ländern in Südostasien und Afrika davon abzuhalten, sich auf den Weg nach Australien zu machen. Menschen, welche es trotzdem mit Booten an die australische Küste schafften, wurden in den letzten vier Jahren in Gefängnisse gebracht: Entweder auf dem Inselstaat Nauru oder nach Manus Island, eine Insel welche zu Papua-Neuguinea gehört.
Ohne Zukunftsperspektive, konkrete Anklage oder Bearbeitung ihres Asylgesuchs wurden die Geflüchteten dort teilweise jahrelang unter katastrophalen Bedingungen festgehalten. Immer wieder drangen Berichte an die Öffentlichkeit über unzureichende Versorgung und Misshandlung durch WärterInnen. Letztes Jahr entschied der Premierminister von Papua-Neuguinea, dass das Gefängnis auf Manus Island geschlossen werden muss, dies nachdem geheime Dokumente über Menschenrechtsverletzungen und Kindesmissbrauch veröffentlicht wurden.
Vor einer Woche hätte das Lager nun endgültig geschlossen werden sollen. Die Sicherheitskräfte sind abgezogen, die Zulieferer stellten ihre Arbeit ein. Doch: Die Gefangenen wollen nicht in eine andere Unterkunft umziehen – zu gross sei die legitime Angst vor Übergriffen durch die lokale Bevölkerung, wie Wolfgang Büttner von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärt. Er meint, es läge jetzt an Drittstaaten die Geflüchteten von Manus Island aufzunehmen, denn Australien wird keinem einzigen von ihnen einen legalen Status geben:
Massives Insektensterben könnte zum Kollaps des Öko-Systems führen
Es tönt wie eine Verschwörungstheorie: Bauern beginnen massenhaft Gift auf Pflanzen zu verteilen. Langsam beginnen Insekten massenhaft zu sterben. Das ganze Ökosystem kollabiert.
Leider ist das keine Verschwörungstheorie von einem verrückten Pseudowissenschaftler mit Weltuntergangsfantasien, sondern bittere Realität, zeigt eine neue Studie. Biologen und andere Forscherinnen im Bereich Ökologie haben festgestellt, dass in Deutschland seit 1989 der Bestand von Insekten um 76% zurück gegangen ist. Das grosse Insektensterben hat einen engen Zusammenhang mit der Einführung von neuartigen Pflanzenschutzmitteln – sogenannten Neonicotinoiden – in den 1990er-Jahren. Das Problem ist, diese giftigen und effizienten Pflanzenschutzmittel werden heute praktisch überall auf der Erde eingesetzt. Ähnlich wie beim umstrittenen Glyphosat wehren sich die übermächtigen Agrarpharmakonzerne mit allen Mitteln gegen Verbote.
Michael Spahr hat mit dem Biologen Casper Bijleveld über das Problem gesprochen:
Der Biologe Casper Biijlefeld ist Direktor des Papilioramas in Kerzers. Er unterstützt die Initiative für das Verbot von synthetischen Pestiziden.
Die Studie von Prof. Edward Mitchell von der Universität Neuenburg zeigt, dass Nicotinoide auch in Honig in hohem Mass nachgewiesen werden konnte.