Rebellen unterschiedlicher Natur: Studierende sperren sich mit der Nacht der Bildung gegen Karrieredruck, die 1968er bekämpften Spiessbürgertum und Mief und landen nun selber im Museum und die vier Pioniere von The Residents verweigern sich gängigen Pop-Mustern. Den Podcast gibts hier zu hören:
Wider den Karrieredruck: Die Lange Nacht der Bildung
Heute Abend findet in der Uni Bern die «Lange Nach der Karriere» statt, ein Anlass, bei dem Studis fit gemacht werden sollen für eine zukünftige Karriere. Dieses Trimmen auf Leistung und Erfolg stösst einigen der Studierenden sauer auf, weswegen sie eine Alternativ-Veranstaltung ins Leben gerufen haben. Bei der «Langen Nacht der Bildung» steht ein Leben jenseit von Karriere im Zentrum. So gibt es Vorträge von kritischen JuristInnen zu hören und der Soziologieprofessor Ueli Mäder, eine Koryphäe seines Faches, spricht über die Ökonomisierung der Lebenswelt.
Hippies und Rebellen im Museum: 1968 Schweiz
1986 ist nicht einfach ein Jahrzahl, sondern ein Symbol, welches für vieles steht. Für Proteste gegen den Vietnamkrieg, für Frauenbewegung, für Strassenschlachten um mehr Freiräume, für internationale Solidarität. Die 68er lehnten sich auf gegen die Enge einer bürgerlichen Nachkriegsschweiz, eine Schweiz, die von Wirtschaftswachstum und Fortschrittsglaube geprägt ist, eine Schweiz, in der traditionelle Werte und Normen hochgehalten werden sollen. So ist das Zusammenleben ohne Trauschein verboten, homosexuelle Menschen werden polizeilich registriert, Männer mit langen Haaren in Restaurants nicht bedient und Frauen haben keine politische Rechte. Diese spiessbürgerliche Enge ist vielen unerträglich und so lehnt sich eine mehrheitlich junge Generation gegen autoritäre Strukturen und Hierarchien auf, experimentiert mit neuen Wohnformen, Kleidern, freier Liebe und protestiert für mehr Mitspracherecht und Solidarität.
Das Bernische Historische Museum rückt in der Ausstellung 1968 Schweiz diese Ära des Umbruchs und des gesellschaftlichen Wandels ins Zentrum. Gegliedert in politische, kulturelle und alltägliche Aspekte fühlt die Ausstellung den Zeitgeist. Da gibt es Protestplakate zu sehen, Zeitzeugen berichten auf Bildschirmen und Hörstationen, über grosse Leinwände flimmern Collagen aus Fernsehbildern und farbenfrohe Kunstwerke und Inneneinrichtungsgegenstände gewähren Einblick in den damaligen Alltag. Die Ausstellung habe den 68er-Spirit sehr gut getroffen, sagt Bernhard Giger, Leiter des Kornhausforums. Als 16-jähriges «Bubi» verkehrte er selber in der «Junkere 37», einem Kellerlokal in der Berner Altstadt, in welchem Nonkonformisten jeglicher Couleur ein und aus gingen.
The Residents und die Theorie des Obskuren
Vier riesige Augen statt Köpfen – gekleidet in Fracks mit Stöcken. The Residents sind seit fast 50 Jahren die wohl mysteriöseste Popgruppe der Welt. Niemand weiss, wer die Residents sind, obschon die Gruppe aus San Francisco gleich in mehrfacher Hinsicht Pionierarbeit für die Popkultur geleistet hat: The Residents experimentierten schon Ende der Sechzigerjahre mit elektronischen Instrumenten, schufen in den Siebzigerjahren die ersten Videoclips und begannen schon vor einem Vierteljahrhundert mit Computertechnologie Kunst zu schaffen.
Selten sind ihre Auftritte. Nun hat sie die Dampfzentrale fürs Saint Ghetto Festival nach Bern geholt, wo sie am Samstagabend spielen. Ein guter Grund für den grössten Residents-Fan in der RaBe-Redaktion VJ Rhaps, ihre Geschichte zu erzählen:
Der Dokumentarfilm Theory Of Obscurity lässt die Menschen hinter und neben den Masken erzählen:
Eine kurze Geschichte von The Residents in Videos:
Der Film Whatever Happened to Vileness Fats? über den nie fertig gestellten Residents-Film Vileness Fats: