Wir berichten vom zweiten Prozesstag im Fall Grenzwächter L., welcher einer schwangeren syrischen Frau ärztliche Hilfe verweigerte, wir fragen nach, inwiefern Syngenta Druck ausübt auf die Politik von Schwellenländern, wir untersuchen sexistische Sprache im Rap und sagen Danke & Auf Wiedersehen zum Radioblogger Guy Krneta.
Grenzwächter L.
Obwohl sie im 7. Monat schwanger war, starke Schmerzen und Blutungen hatte auf dem Grenzwachtposten in Brig, wurde einer syrischen Geflüchteten jegliche Hilfe verweigert. Stattdessen wurde sie mit dem Zug nach Domodossola ausgeschafft, wo sie im Spital in Italien ihr totes Kind gebar.
Der damals ranghöchste Grenzwächter L. aus dem Wallis musste sich deshalb vor dem Militärgericht 4 in Bern verantworten. Nach zwei Verhandlungstagen forderte die Anklage eine Verurteilung wegen eventualvorsätzlicher Tötung. Die Verteidigung forderte einen Freispruch. Das 5-köpfige Militärgericht – darunter auch eine Frau – entscheidet am 7. Dezember.
Während des gesamten Prozesses vor dem Militärgericht war der Ehemann des Opfers im Gericht anwesend. RaBe fragte ihn, wie es ihm gehe, während er die Ereignisse vom Sommer 2014 nochmals Revue passieren liess.
Paraquat
Am 19. September hat die brasilianische Gesundheitsbehörde beschlossen, das Pestizid Paraquat aufgrund zahlreicher Vergiftungsfälle zu verbieten. Ein harter Schlag für Syngenta: Schliesslich realisiert die Firma über die Hälfte ihres Paraquat-Umsatzes in Brasilien. Unter dem Druck der mächtigen Agro-Lobby hat die Gesundheitsbehörde allerdings entschieden, dass das Verbot erst 2020 in Kraft tritt.
Nun ist Syngenta hinter den Kulissen hochaktiv, um die brasilianischen Behörden davon zu überzeugen, das Verbot zurückzunehmen und die derzeitigen Vorschriften zu lockern. Eine Gruppe brasilianischer Parlamentarierinnen und Parlamentarier war dazu auf Besuch in der Schweiz, um „die Erfolgsrezepte der Schweiz in Sachen Innovation“ zu entdecken. Recherchen von Multiwatch und Public Eye zeigen, dass Syngenta die Drahtzieherin dieses Besuchs ist. Die meisten der Besucherinnen und Besucher gehören der „Front für Landwirtschaft“ an, die die Interessen der Agroindustrie im brasilianischen Parlament verteidigt. Diese trug entscheidend dazu bei, dass die brasilianische Gesundheitsbehörde ihre ehrgeizigen Pläne bezüglich des Verbots von Paraquat lockerte.
Brasilien ist ein wichtiger Markt für Syngenta: Der Konzern erwirtschaftet dort mit jährlich rund zwei Milliarden US Dollar zwanzig Prozent seines Gesamtumsatzes mit Pestiziden. Der Bund hat die Organisation dieser Reise offiziell unterstützt. Die Delegation hätte am Freitag vom Sekretär für Bildung, Forschung und Innovation, Mauro Dell’Ambrogio, empfangen werden sollen. Aufgrund einer Protestaktion von Public Eye und Multiwatch, wurde das Treffen in letzter Minute abgesagt. In einem Brief an Bundesrat Schneider-Ammann prangert die brasilianische Kampagne gegen Agrargifte diese „Doppelmoral“ des Bundes an, die aus ihrer Sicht einen Verstoss gegen die Menschenrechte darstellt.
Radioblog
Guy Krneta macht heute zum letzten Mal einen Radioblog fürs RaBe-Info. Warum, erklärt er gleich selbst:
Wir sind bitzeli traurig, sagen MERCI und Tschühüüüs, lieber Guy! Deine akustischen Kolumnen waren stets lehrreich und unterhaltsam! Alles Gute!