Im Info schauen wir heute hinter die Fassade der sogenannten „besonders tierfreundlichen Stallhaltung“ bei Hühnern, kurz BTS und sprechen über die Missstände. Ausserdem werfen wir einen besorgten Blick in die Türkei, wo heute 11 MenschrechtsaktivistInnen vor Gericht stehen, denen der Prozess gemacht werden soll.
Kritik an BTS-Haltung für Hühner
Maximal 18’000 Hühner dürfen laut Gesetz in der Schweiz in einer Halle gehalten werden. Keine Ausnahme bildet dabei das Fleisch aus BTS-Betrieben. BTS – das steht für „besonders tierfreundliche Stallhaltung“, ein sogenanntes Tierwohlprogramm des Bundes. Über 90% des Schweizer Pouletfleischs stammt aus Betrieben mit diesem Label. Wie Tobias Sennhauser, Präsident der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus, gegenüber Radio RaBe sagt, werden Konsumentinnen und Konsumenten mit diesem Label in die Irre geführt. Die Massentierhaltung entspräche überhaupt nicht den natürlichen Bedürfnissen der Hühner. Nicht ganz unrecht gibt ihm dabei auch das Bundesamt für Landwirtschaft. Victor Kessler, Fachbereichsleiter Direktzahlungsprogramme, erklärt, dass das BTS-Programm sich in erster Linie durch einen überdachten Aussenbereich von der konventionellen Haltung unterscheide. Laut ihm würden sich Masthühner aber erst etwa im Alter von 25 Tagen trauen, diesen Aussenbereich zu nutzen. Die Schlachtung der Poulets erfolgt aber bereits nach 28 bis rund 35 Tagen, die Lebensdauer in welcher ein Huhn also von den besseren Haltungsbedingungen profitieren könne, sei nur sehr kurz. Neue verdeckte Aufnahmen zeigen nun, dass auch in BTS-Betrieben Massentierhaltung betrieben wird und man wohl kaum mehr von „besonders tierfreundlichen Stallungen“ sprechen kann.
Prozesse in der Türkei gegen MenschenrechtsaktivistInnen
Im türkischen Istanbul läuft seit heute Vormittag der Prozess gegen 11 Menschrechtsaktivistinnen und Aktivisten. Unter ihnen auch der Präsident von Amnesty International Türkei, Taner Kılıç. Dieser befindet sich bereits seit über einem halben Jahr in Haft ohne rechtskräftig verurteilt worden zu sein. Allen Beschuldigten wird vorgeworfen „Mitglieder einer terroristischen Organisation“ zu sein. Vorwürfe, für die die türkische Staatsanwaltschaft bisher nicht einen konkreten Beweis liefern konnte, kritisiert Amnesty International. Aus Sicht der Menschenrechtsorganisation sollen die Aktivisten und Aktivistinnen schlicht und einfach mundtot gemacht werden. Kommt es heute tatsächlich zu einer Verurteilung geht es für die Beschuldigten schlimmstenfalls um bis zu 15 Jahre hinter Gittern. Andrew Gardner leitet die Recherche von Amnesty International zur Türkei. Er berichtet vom Prozess gegen Taner Kılıç und weitere MenschenrechtsaktivistInnen in Istanbul.
Update 31.01.18 / 15:10: Soeben wurde bekannt, dass Taner Kilic vom Gericht freigesprochen wurde.