1918 erblickte in Adelboden ein Mann das Licht der Welt, dessen Leben fortan von der Fotografie geprägt sein sollte: Walter Studer. Schon Walters Vater verwandelte Zuhause das kleine Badezimmer regelmässig in eine Dunkelkammer, Walter selber absolvierte in Spiez eine dreijährige Fotografielehre, betätigte sich dann in verschiedenen Kurorten als Sportfotograf und als Fotoreporter, bevor er in Bern seinen eigenes Geschäft eröffnete. Dieses lief gut, Walter Studer erhielt Fotoaufträge von Presse, Industrie und Wirtschaft – entsprechend vielfältig war denn auch sein Schaffen.
In diesem Jahr hätte Walter Studer seinen 100. Geburtstag feiern können, grund genug für das Berner Kornhausforum, dem umtriebigen Fotografen eine Sonderausstellung zu widmen. Gezeigt werden über 200 schwarz-weiss Fotografien, die in 15 thematische Kapitel gegliedert wurden.
Studer dokumentierte einerseits unterschiedliche soziale Schichten der Schweiz, andererseits zog es ihn bereits in jungen Jahren auch in die weite Welt hinaus: Englische Städte und Fussballstadien, ein mausarmes Italien in den 1940er-Jahren, Verwüstung, Elend und Trümmerhaufen der Nachkriegszeit, die kommunistische Tschechoslowakei, USA, Mexiko, die Schweizer Fussballmannschaft 1962 bei der Weltmeisterschaft in Chile – alles wurde von ihm sorgfältig und mit viel Gespür für das Szenische auf Zelluloid gebannt. Studers Fotografien wurden in Schweizer Zeitungen und Illustrierten abgedruckt und verschafften so den Leserinnen und Lesern einen Einblick in eine Welt, die sie selber noch nie gesehen hatten.
Die Fotografien des Walter Studer zeigen: Ein Bild ist nicht einfach ein Bild, sondern erzählt immer auch eine Geschichte. Studers Blick auf die Dinge ist einerseits geprägt von dokumentarischer Distanz, trotzdem aber ist der Betrachter auch hautnah am Geschehen dran. Sinnlich, sind sie, die Fotografien des Walter Studer, die einem mitnehmen in eine vergangene, verlorene Zeit.
Die Ausstellung «Walter Studer, Fotograf 1918 – 1986» im Berner Kornhausforum ist gratis und läuft bis am 5. August 2018