Hunderte demonstrieren gegen die unmenschliche Asylpolitik der Schweiz und kritisieren die Mitschuld der Schweizer Wirtschaft an Miseren weltweit. Das Verschwinden von Santiago Maldonado erinnert an die düsteren Jahre der Militärdiktatur in Argentinien. Der Berner Historiker und Schriftsteller Andreas Schwab beschreibt den Widerspruch zwischen Utopie und Realität im Roman Anderberg.
Die Schweiz ist mitschuldig an der Flucht
Laut Angaben der OrganisatorInnen nahmen am Samstag, 16. September 2017 rund 600 Menschen teil: Ein Bündnis von Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen sowie linken Parteien hattie in Bern zu einer Demonstration für offene Grenzen und gegen die Schweizer Asylpolitik aufgerufen. Zahlreiche RednerInnen sprachen davon, wie sich auch die Schweiz schuldig mache und mithelfe, Menschen in die Flucht zu treiben: Rohstoffkonzerne würden Lebensgrundlagen der Lokalbevölkerung zerstören, die Waffenindustrie liefere Kriegsmaterial in Krisengebiete etc. Die Schweiz müsse die Grenzen öffnen und Menschen auf der Flucht menschlicher behandeln, so eine der Hauptforderungen der Demonstrierenden:
Wo ist Santiago Maldonado
In Argentinien herrscht weiterhin Unklarheit über den Verbleib des Aktivisten Santiago Maldonado. Am 1. August 2017 war der Mann bei Protesten der Indigenen Mapuche von der Gendamerie verhaftet worden. Das berichten Augenzeugen, die an dem Tag dabei waren. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Menschrechtsorganisationen fordern vom argentinischen Staat aufzuklären, was an dem Tag passiert ist – denn momentan sieht alles danach aus, als sei Maldonado nicht nur festgenommen sondern anschliessend von den Sicherheitskräften auch ermordet worden, auch wenn man seine Leiche bis anhin noch nicht gefunden hat. Immer mehr Menschen schliessen sich dieser Forderung nach Aufkärung an, zuletzt haben sogar die wichtigsten Banken und Unternehmen des Landes einen Protestbrief an die Regierung unterschrieben.
Das gewaltsames Verschwindenlassen von Personen ist eine Praxis, die an die Zeiten der Militärdiktatur in den 70ern und 80ern erinnern. Lässt man diese Methoden nun wieder aufleben? Ein Bericht vom Radio Onda:
Ein Roman über das Wagen und das grandiose Scheitern
In der Geschichte der Menschheit wagen UnternehmerInnen und Sozialrevolutionäre immer wieder Utopien in die Tat umzusetzen. Nicht selten scheitern sie an der Realität. Auch im Roman Anderberg von Andreas Schwab dreht sich alles um grosse Visionen und das ebenso grosse Risiko zu scheitern. RaBe hat mit dem Autor, Historiker und Teilzeit-Gemeinderat von Bremgarten bei Bern gesprochen: