1986 ist nicht einfach eine Jahrzahl, sondern ein Symbol, welches für vieles steht. Für Proteste gegen den Vietnamkrieg, für Frauenbewegung, für Strassenschlachten um mehr Freiräume, für internationale Solidarität. Die 68er lehnen sich auf gegen die Enge einer bürgerlichen Nachkriegsschweiz, eine Schweiz, die von Wirtschaftswachstum und Fortschrittsglaube geprägt ist, eine Schweiz, in der traditionelle Werte und Normen hochgehalten werden sollen. So ist das Zusammenleben ohne Trauschein verboten, homosexuelle Menschen werden polizeilich registriert, Männer mit langen Haaren in Restaurants nicht bedient und Frauen haben keine politische Rechte. Diese spiessbürgerliche Enge ist vielen unerträglich und so lehnt sich eine mehrheitlich junge Generation gegen autoritäre Strukturen und Hierarchien auf, experimentiert mit neuen Wohnformen, Kleidern, freier Liebe und protestiert für mehr Mitspracherecht und Solidarität.
Das Bernische Historische Museum rückt in der Ausstellung 1968 Schweiz diese Ära des Umbruchs und des gesellschaftlichen Wandels ins Zentrum. Gegliedert in politische, kulturelle und alltägliche Aspekte fühlt die Ausstellung den Zeitgeist. Da gibt es Protestplakate zu sehen, Zeitzeugen berichten auf Bildschirmen und Hörstationen, über grosse Leinwände flimmern Collagen aus Fernsehbildern und farbenfrohe Kunstwerke und Inneneinrichtungsgegenstände gewähren Einblick in den damaligen Alltag. Die Ausstellung habe den 68er-Spirit sehr gut getroffen, sagt Bernhard Giger, Leiter des Kornhausforums. Als 16-jähriges «Bubi» verkehrte er selber in der «Junkere 37», einem Kellerlokal in der Berner Altstadt, in welchem Nonkonformisten jeglicher Couleur ein und aus gingen.
Die Wechselausstellung «1986 Schweiz» wird bis am 17. Juni 2018 im Bernischen Historischen Museum gezeigt.