Heute berichten wir über die Schwierigkeiten der traditonellen Parteien, Koalitionen zu schmieden, und über die heilende Wirkung von Musik:
Grosse Koalitionen und der Zustand der Sozialdemokratie
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich werden im Moment neue (und alte) Regierungen geschmiedet. In beiden Ländern hat der Aufstieg der rechtspopulistischen Parteien zu einer neuen Ausgangslage geführt. In Deutschland ist mit dem Einzug der Alternative für Deutschland in den Bundestag eine weitere Partei in die Bundespolitik eingestiegen. Es ist schwieriger geworden, Mehrheiten für eine Regierung zu kriegen. Der Versuch ist gescheitert, eine Jamaika-Koalition zu schaffen zwischen den Grünen, der „gelben“ FDP und der „schwarzen“ CDU-CSU. Jetzt wird wohl die bisherige Grosse Koalition zwischen SPD und CDU-CSU erneuert. Laut dem Politilogen Klaus Armingeon ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass es eine Grosse Koaltion gibt und keine Neuwahlen, weil bei letzteren das Resultat etwa gleich ausfallen würde wie bei den letzten Wahlen. Gegenüber RaBe ergänzt Armingeon, die Grosse Koalition bestimme sowieso die wichtigsten Gesetze, weil sowohl SPD und CDU-CSU den Bundesrat kontrollierten. Der Bundesrat ist vergleichbar mit dem Schweizer Ständerat und ist die Ländervertretung des Parlaments – ohne Mehrheit im Bundesrat können wichtige Gesetze nicht verabschiedet werden.
In Österreich ist es laut Armingeon praktisch unbestritten, dass es eine Regierung zwischen der konservativen ÖVP und der rechtspopulistischen FPÖ gibt. Die FPÖ habe sich den Konservativen angeglichen, die ÖVP den Rechtspopulisten, folglich sei es klar, dass die SPÖ aus der Regierung falle. Diese rechte Koalition hat es in Österreich erst einmal gegeben – nämlich von 2000 bis 2003. Damals führte das zu Protesten von der EU. Heute dürften die Proteste ausbleiben, sagt Armingeon, sonst müsse die EU ja gegen alle rechtspopulistischen Regierungen in der EU protestieren. Solche Regierungen seien inzwischen zur Normalität geworden.
In beiden Ländern haben die sozialdemokratischen Parteien verloren, ein Trend, der fast überall in der EU anhält. Laut Armingeon gehe es den traditionellen Linken wie den traditionellen Konservativen: sie vermögen nicht neue Themen ins Zentrum zu rücken, die rechtspopulistischen Parteien hingegen schon. Eine Ausnahme ist Britannien, wo die linke Labor Partei unter Jeremy Corbyn zugelegt hat. Ihr Rezept sei aber nicht neu, sagt der Politologe Armingeon, sondern die Aufwärmung ihres Parteiprogramms der 1960er-Jahre. Auch in der Schweiz kann die SP weiterhin Erfolge feiern. Hier sei ein wichtiger Grund, sagt Armingeon, dass sich die SP konsequent als Anti-Blocher- und Anti-SVP-Partei positioniere – eine fast schon symbiotische Beziehung zwischen der SP und der SVP:
Musiktherapie: Klänge für Ängste
Vielleicht passiert euch das auch manchmal, dass ihr beim Musikhören ein angenehmes Kribbeln im Körper spürt, wässrige Augen bekommt oder fast nicht mehr still sitzen könnt. Musik hat – auch im ganz gewöhnlichen Alltag – oft eine starke körperliche und seelische Wirkung. Diese Wirkungen macht sich die Musiktherapie gezielt zu Nutze.
Musiktherapie ist je nach Arbeitsfeld, Kontext und Kultur sehr unterschiedlich. Es ist eine der wohl ältesten Formen überhaupt, im weitesten Sinne therapeutisch zu wirken. Heute wird sie zum Beispiel in der Psychotherapie oder in der Rehabilitation angewandt. Je nach Person, Stimmung, Gefühlen und Bedürfnissen müssen die MusiktherapeutInnen jeweils die passenden Instrumente auswählen. Die Grundfrage ist stets: Mit welchem Instrument kann das, was sich jetzt gerade zeigt, unterstützt werden. Braucht es bedrückende Klänge, um den Angstgefühlen freien Lauf zu lassen, oder braucht es eher stabilisierende Klänge? RaBe besuchte den Berner Musiktherapeuten Fabian Müller in seinem Atelier in der Länggasse.