Heute schweift unser Info-Blick in nahe und weite Ferne: in Paris leben tausende Geflüchtete auf der Strasse, der Iran wird von Protestwellen erschüttert und in seinem Debut «Dene wos guet geit» wirft Filmemacher Cyrill Schäublin einen Blick auf seine Heimatstadt Zürich. Den Podcast gibts hier:
Obachlos in Paris
Tausende Geflüchtete leben zur Zeit auf den Strassen Paris – auch wenn sie einen Antrag auf Asyl stellen, ist die Chance auf ein Dach über dem Kopf aber klein, die Mühlen der französischen Bürokratie mahlen derart langsam, dass den meisten Menschen eine Unterkunft verwehrt bleibt.
Sechs deutschschweizer Organisationen sind zur Zeit in Paris unterwegs um die Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen: Stand up for Refugees, Rastplatz, Be Aware and Share, Verein FAIR, Everyday just a Smile und das Projekt Soup-Port. Nun haben die sechs Organisationen gemeinsam die Aktion Boots For Paris ins Leben gerufen: Sie kaufen in grossen Mengen für wenig Geld warme Schuhe ein um den Geflüchteten das Leben auf der Strasse ein wenig erträglicher zu machen.
Protestwelle im Iran
Letzte Woche erschütterte die grösste Protestwelle der letzten Jahre den Iran. Obwohl im Iran im Moment nicht nur die konservativen Hardliner an der Macht sind, sondern mit Präsident Rohani auch reformorienterte Kräfte, schwappt eine grosse Welle der Unzufriedenheit über das Land.
Im Unterschied zur verhinderten Grünen Revolution vor knapp einem Jahrzehnt, wurde die aktuelle Protestwelle nicht von der intellektuellen Oberschicht ausgelöst, sondern von Arbeitern und Arbeiterinnen. Sozusagen ein Klassenkampf, findet Arash Sarkohi.
Der Iran-Kenner Sarkohi hat vor vier Jahren seine Dissertation herausgebracht – mit dem Titel: „Der Demokratie- und Menschenrechtsdiskurs der religiösen Reformer in Iran und die Universalität der Menschenrechte“. Er ist Mitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken.
Jan Keetman von Radio Dreyeckland Freiburg hat ihn gefragt, ob er überrascht über den Ausbruch der Protestwelle im Iran war.
Zürich im Film: «Dene wos guet geit»
10 Jahre lang lebte der gebürtig Zürcher Cyrill Schäublin in Peking und Berlin. Für ihn sei aber immer klar gewesen, dass er seinen ersten Spielfilm in seiner Heimatstadt Zürich drehen wolle. Genau das hat der 33-jährige Filmemacher nun getan. «Dene wos guet geit» erzählt in ruhigen, streng komponierten, ja schon fast gemäldehaft anmutenden Bildern die Geschichte einer jungen Enkeltrickbetrügerin. Mit lakonischem Humor und betont nüchtern beleuchtet Schäublin in seinem Debut auch eine inhaltsleere Alltagskommunikation, die sich um Handy- oder Krankenkassentarife und um Zahlen, Zahlen und noch einmal Zahlen dreht.
Der Film feiert am Donnerstag 11. Januar Berner Premiere im Kino Rex. Regisseur Cyrill Schäublin wird zusammen mit Kameramann Silvan Hillmann vor Ort sein, NZZ-Journalist Alfred Schlienger wird das Gespräch moderieren.