Heute im Info sprechen wir über den türkischen Militärangriff auf die Stadt Afrin, fragen nach, inwiefern die neue „Lex Fahrende“ diskriminierend ist und besuchen die neue Ausstellung im Bernischen Historischen Museum.
Türkische Offensive in Afrin
Rund 5000 ZivilistInnen befinden sich auf der Flucht aus der kurdisch geprägten Stadt Afrin im Norden Syriens. Weitere 250 sind dem massiven Beschuss durch türkische Artillerie bereits zum Opfer gefallen. Seit fast einer Woche führt die Türkei eine massive Militäroffensive, die sogenannte „Operation Olivenzweig„, gegen die Stadt. Der offizielle Grund dafür lautet von türkischer Seite, das Ziel sei es die kurdische „Terrormiliz“ YPG so schnell als möglich zu eliminieren. Inoffiziell geht es der Türkei aber wohl um weitaus mehr. Laut Christoph Wiedmer von der Gesellschaft für bedrohte Völker will der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan grundsätzlich den kurdisch-demokratischen Einfluss im Norden Syriens zerschlagen und eine mögliche Ausweitung auf die Türkei verhindern.
Ausländische Fahrende werden diskriminiert
Im Kanton Bern hat der Grosse Rat am Dienstag eine neue Regelung gutgeheissen, die ins revidierte Polizeigesetz aufgenommen werden soll. Die sogenannte „Lex Fahrende“. Diese Regelung verlangt, dass gegen „unerlaubtes Campieren“ auf Privatgrundstücken künftig polizeilich vergegangen werden darf. Das Problem: So wird es für die fahrenden Minderheiten der Sinti, Jenischen und Roma schwierig Standplätze zu finden. Den Beschluss kritisiert u.a. die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Sie sieht darin eine Diskriminierung von ausländischen Fahrenden und spricht sogar von Antiziganismus. Als problematisch erweist sich vor allem die Tatsache, dass es der Kanton Bern verschlafen hat, alternative und öffentliche Standplätze für die Fahrenden zur Verfügung zu stellen. Dadurch werden die Fahrenden automatisch straffällig, wenn sie künftig im Kanton Bern Halt machen wollen.
Ausstellung „Flucht“
Seit dem 2. Weltkrieg war die Zahl der Vertriebenen nie mehr so hoch: 65 Millionen Menschen befinden sich zurzeit auf der Flucht. Diesen Menschen will das Bernische Historische Museum mit der aktuellen Ausstellung «Flucht» ein Gesicht geben. Anstelle abstrakter Zahlen rückt die Ausstellung konkrete Schicksale ins Zentrum. Dabei werden Gründe angesprochen, warum ein Mensch überhaupt flieht, welche Hindernisse es unterwegs zu bewältigen gibt, welche Ängste und Hoffnungen diese Menschen mit sich tragen und welche Perspektiven Flüchtende in einem Land wie der Schweiz überhaupt erwarten.
Herzstück von «Flucht» ist die Videoinstallation eines Mannes, der selber vor rund 20 Jahren aus Syrien geflüchtet ist und mittlerweile zu den bekanntesten Schweizer Filmemachern zählt: Mano Khalil. Der 53-Jährige hat einst in Damaskus Jura und Geschichte studiert, spricht fliessend Kurdisch, Arabisch, Tschechisch und Italienisch und lebt seit 17 Jahren in der Schweiz. Seine Filme sind preisgekrönt und gerade eben wird sein neustes Werk «Hafis & Mara» an den Solothurner Filmtagen gezeigt. Mano Khalil ist in der Schweiz angekommen. Und trotzdem: Ein Mensch, der einst habe fliehen müssen, werde diese Erfahrung nie vergessen, sagt er.
Die Ausstellung «Flucht» ist noch bis am 16. September 2018 im Bernischen Historischen Museum zu sehen.