Diese Woche feiert der experimentelle Dokumentarfilm «Die Gentrifzierung bin ich – Beichte eines Finsterlings» Premiere in Schweizer Kinos. Aus hunderten von Videoschnipseln hat der Journalist, Filmemacher und Künstler Thomas Hämmerli ein Werk gezimmert. Es besteht aus historischen Archivaufnahmen, aus Home-Video-Material und aus neu gefilmten Szenen. Einerseits erzählt der Film die Autobiografie eines Hausbesetzers, der zum Hausbesitzer wurde. Andererseits beleuchtet er die hässlichsten und schönsten Ergebnisse der Stadtplanung – oder der fehlenden Planung – in der Schweiz, in Brasilien, Frankreich, Mexiko und Georgien.
Michael Spahr hat den Filmemacher getroffen, der durchaus nicht wie ein Finsterling aussieht:
«Wer weiss, was Gentrifzierung bedeutet, ist ein Teil von ihr», sagt der Filmer und Autor Thomas Haemmerli treffend. Gentrifizierung ist ein Stadtentwicklungsbegriff, der die Aufwertung eines Quartiers bezeichnet – mit der Folge, dass dort der Wohn- und Arbeitsraum immer teurer wird und Kleinverdienende in andere Quartiere verdrängt werden. Im Film «Die Gentrifzierung bin ich» erzählt Thomas Haemmerli seine persönliche Geschichte vom Hausbesetzer in den bewegten 1980er-Jahren in Zürich zum Hausbesitzer mit Wohnungen in Zürich (ausgerechnet in einem Haus, das er früher bekämpft hatte), in Sao Paolo (Brasilien), Mexico-Stadt und Tiflis (Georgien). Er plädiert mit seinem Film für mehr Offenheit in der Stadtplanung von Schweizer Grossstädten: verdichten und hoch bauen könnte die Lösung sein, damit wieder mehr (und billigerer) Wohnraum entsteht. Haemmerli kritisiert sowohl rechte Angstmacherei («Dichtestress») als auch linke Dogmen («Beton ist böse»). Mit viel Humor präsentiert Thomas Haemmerli einen höchst politischen Film:
Mehr Info zum Film und die Möglichkeit mitzudiskutieren gibt’s unter gentrifizierung.me.