„Crisscross…Jazz kreuz und verquer“ – mit Jürg Solothurnmann
In Memoriam Cecil Taylor (1929-2018)
Andere Schöpfer des Free Jazz wie Ornette Coleman standen mehr im Vordergrund, aber Cecil Taylor gilt als die eigentliche Schlüsselfigur der Jazz-Avantgarde. Der klassisch geschulte Pianist und „improvisierende Komponist“ verstarb Anfangs April. Taylor emanzipierte sich nach 1960 vom Straight-ahead-Jazz und fand mit ausserordentlicher Virtuosität und Ausdauer zu einem ganz eigenen neuen Stil, jedoch immer noch verbunden mit der afrikanisch-amerikanischen Mentalität. Seine offen strukturierten Erfindungen – solo und im Kollektiv – ersetzten die swingende Groove durch den Energiefluss, die Akkorde durch Clusters und die melodischen Motive durch lebhafte Gesten. Taylor hatte auch eine enge Beziehung zu Perkussion und TanzperformanceDas emotionelle, dramatische Spiel mit Stufen der Energie und Dichte ist das Rückgrat
seiner Musikerfindung, eine Auffassung, welche die neue Musik weit über den Jazz und das Klavier hinaus beeinflusst.