Am 17.6. um 21 Uhr gibt es in der hörbar-Sendung statt Fiktion dieses Mal wieder eine hörenswerte Geschichte aus der echten Welt: Die Schande, ein Weib zu sein – Grossmutter, die erste Pfarrerin von Christina Caprez.
Am 13. September 1931 tat das Bündner Bergdorf Furna einen ungewöhnlichen Schritt: Als erste Gemeinde Europas wählte es eine Frau zur Pfarrerin, gegen die geltenden Gesetze. Die Wahl von Greti Caprez-Roffler löste einen Skandal aus, der bis nach Deutschland Schlagzeilen machte.
Greti Caprez-Roffler nahm das Amt an und zog mit ihrem neugeborenen Söhnlein nach Furna. Erst über 30 Jahre später, 1965, wurden Frauen in Graubünden offiziell zum Pfarramt zugelassen. Und wiederum 50 Jahre später macht sich die Enkelin Christina Caprez auf die Spuren ihre Grossmutter, liest Tagebücher und Briefe, spricht mit Verwandten und mit Zeitzeuginnen. Ihre Recherchen zeigen eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war und ihre Zeitgenossen und ihre Familie mit ihrem festen Willen und ihrer direkten, bestimmenden Art immer wieder herausforderte.
Das Feature hat beim diesjährigen sonOhr – Festival für Radio und Podcast den Publikumspreis gewonnen.
Christina Caprez (*1977) ist eine Enkelin von Greti Caprez-Roffler. Von 2003-2014 Redaktorin bei Radio SRF 2 Kultur, seither freischaffende Journalistin, Soziologin, Moderatorin und Autorin. Themen: Familie, Geschlecht, Sexualität, Geschichte, soziale Ungleichheit, Religion und Migration. 2012 Buchpublikation „Familienbande. 15 Porträts“ (Limmat Verlag), 2015 „Familienvielfalt in der katholischen Kirche“ (TVZ). Arbeitet derzeit an einer Biografie über Greti Caprez-Roffler, die 2019 im Limmat Verlag erscheint.
Greti Caprez-Roffler als Seelsorgerin auf Skiern – sie führte auch Skihosen für Mädchen ein. (Bildrechte: Christina Caprez)
Der kantonale Kirchrat hielt die Wahl einer Frau zur Pfarrerin für rechtswiedrig. (Bildrechte: Christina Caprez)
Ihren Kindern wollte Greti Caprez-Roffler eine Freundin sein. (Bildrechte: Christina Caprez)