Vor 50 Jahren schlug der Bührle-Skandal hohe Wellen, heute scheint er vergessen, das lässt zumindest die aktuelle Debatte im Parlament vermuten. Dann: Das Kornhausforum widmet dem Berner Fotografen Walter Studer und dessen Schaffen eine umfassende Ausstellung. Und: Im Radioblog spricht Juso Präsidentin Tamara Funiciello über das feministische Manifest, welches gestern ans Bundeshaus genagelt wurde. Das uns mehr im heutigen Info-Podcast:
50 Jahre nach dem Bührle-Skandal
Es war der grösste Waffenexport-Skandal in der Schweizer Geschichte: Der Bührle-Skandal im Jahre 1968. Trotz internationalem Waffen-Embargo lieferte der Schweizer Rüstungskonzern Oerlikon Bührle mit gefälschten Export-Zertifikaten damals Waffen an zahlreiche, kriegsführende Länder, unter anderem nach Nigeria, Ägypten oder den Apartheid-Staat Südafrika. Das Urteil gegen den damaligen Konzerchef Dieter Bührle fiel milde aus, politisch aber schlug es sehr hohe Wellen.
Heute, 50 Jahre nach dem Bührle-Skandal scheint diese brisante Episode allerdings vergraben und vergessen – zumindest wenn man die aktuellen Debatten im Parlament verfolgt. Die Rüstungslobby setzt wieder vermehrt Druck auf, dass sie zukünftig ihre Waffen ganz legal auch in Bürgerkriegsländer liefern darf.
Historiker Sacha Zala, Direktor der Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz Dodis beleuchtet den Bührle-Skandal und seine Folgen.
Foto-Chronist einer vergangenen Zeit: Walter Studer
1918 erblickte in Adelboden ein Mann das Licht der Welt, dessen Leben fortan von der Fotografie geprägt sein sollte: Walter Studer. Schon Walters Vater verwandelte Zuhause das kleine Badezimmer regelmässig in eine Dunkelkammer, Walter selber absolvierte in Spiez eine dreijährige Fotografielehre, betätigte sich dann in verschiedenen Kurorten als Sportfotograf und als Fotoreporter, bevor er in Bern seinen eigenes Geschäft eröffnete. Dieses lief gut, Walter Studer erhielt Fotoaufträge von Presse, Industrie und Wirtschaft – entsprechend vielfältig war denn auch sein Schaffen.
In diesem Jahr hätte Walter Studer seinen 100. Geburtstag feiern können, grund genug für das Berner Kornhausforum, dem umtriebigen Fotografen eine Sonderausstellung zu widmen. Gezeigt werden über 200 schwarz-weiss Fotografien, die in 15 thematische Kapitel gegliedert wurden.
Studer dokumentierte einerseits unterschiedliche soziale Schichten der Schweiz, andererseits zog es ihn bereits in jungen Jahren auch in die weite Welt hinaus: Englische Städte und Fussballstadien, ein mausarmes Italien in den 1940er-Jahren, Verwüstung, Elend und Trümmerhaufen der Nachkriegszeit, die kommunistische Tschechoslowakei, USA, Mexiko, die Schweizer Fussballmannschaft 1962 bei der Weltmeisterschaft in Chile – alles wurde von ihm sorgfältig und mit viel Gespür für das Szenische auf Zelluloid gebannt. Studers Fotografien wurden in Schweizer Zeitungen und Illustrierten abgedruckt und verschafften so den Leserinnen und Lesern einen Einblick in eine Welt, die sie selber noch nie gesehen hatten.
Die Fotografien des Walter Studer zeigen: Ein Bild ist nicht einfach ein Bild, sondern erzählt immer auch eine Geschichte. Studers Blick auf die Dinge ist einerseits geprägt von dokumentarischer Distanz, trotzdem aber ist der Betrachter auch hautnah am Geschehen dran. Sinnlich, sind sie, die Fotografien des Walter Studer, die einem mitnehmen in eine vergangene, verlorene Zeit.
Die Ausstellung «Walter Studer, Fotograf 1918 – 1986» im Berner Kornhausforum ist gratis und läuft bis am 5. August 2018
Radioblog Tamara Funiciello
In der heutigen akustischen Hörkolumne spricht Juso-Präsidentin Tamara Funiciello über das feministische Manifest, welches SP und Juso im Rahmen des Gedenktages an den Frauenstreik vom 14. Juni 1991 ans Bundeshaus genagelt haben.