In Bern wird die Republik ausgerufen, die République Géniale. Dabei handelt es sich nicht um ein Ansinnen politischer Umstürzler, sondern um ein dreimonatiges Ereignis, welches das Kunstmuseum Bern gemeinsam mit der Dampfzentrale und fünf Kollektiven durchführt. Rund 20 Produktionen, welche Kunst, Musik, Performance, Architektur und Publikums-Partizipation vereinen, sind bis Mitte November geplant.
Die Idee der République Géniale ist nicht neu, sondern wurde vom französischen Künstler Robert FIlliou (1926 – 1987) vor 50 Jahren erdacht. Filiou war geprägt von den gesellschaftlichen Umbrüchen des Jahres 1968 und entwickelte daraus eine neue Auffassung von Kunst und Kunstausbildung. Sie hätten Fillious Überlegungen viele wertvolle Aspekte und Impulse entlehnen können, sagt die Direktorin des Kunstmuseums Bern Nina Zimmer. Für die République Géniale des Jahres 1918 habe man aber einige Modernisierungen vorgenommen. So seien Kollektive eingeladen worden, welche mit heutigen Mitteln die gemeinsame Kunstproduktion neu verhandelten, sagt Zimmer. Als gutes Beispiel hierfür dient Forensic Architecture, ein Kollektiv aus dem Umfeld des Londoner Goldsmith Colleges, welches Architekten, Soundingenieure, investigative Journalisten und Künstler in seinen Reihen vereint. In mühsamer Kleinarbeit tragen Forensic Architecture Bilder, Videos, und weitere Informationen zusammen und visualisieren in Form von Filmen oder 3D-Modellen die Untersuchungsergebnisse. Das Kollektiv liefert somit wertvolle Beweise in Konflikten gegen Staaten, Regierungen und Unternehmungen. Die Auswertungen werden sowohl für Gerichtsverhandlungen als auch für Ausstellungen in Kunstinstitutionen aufbereitet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der République Géniale sei, dass nicht nur performed, sondern auch gelernt und gelehrt werde, sagt Nina Zimmer: «Die République soll als Spielwiese des Denkens fungieren.» Entsprechend werden in den drei Monaten auch diverse Kurse und Symposien durchgeführt.
République Géniale, Dampfzentrale und Kunstmuseum Bern, 17.8. – 11.11.18, mit Werken von Forensic Architecture, Louise Guerra, RELAX, Superflex, U5, u.A., Sämtliche Infos zu Konzerten, Kursen, Symposien und Rahmenprogramm gibts hier.