Anlässlich der Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills 2018 tauchen wir mit 4 Portraits in aussergewöhnliche Berufswelten ein:
1. Handwerk vom Feinsten: Die Glasaugen-Fabrikanten
Das Schweizerische Kunstaugen-Institut in Luzern blickt auf eine 150-jährige Familientradition zurück. Als einziges Institut in der Deutschschweiz produziert es bis heute in feinster, handwerklicher Präzisionsarbeit Augenprothesen aus Glas und Kunststoff. Seine Wurzeln hat das Familienunternehmen im Glashüttendorf Lauscha in Deutschland. Nach dem 2. Weltkrieg hat es sich in der Schweiz niedergelassen, wofür der damalige Eigentümer ein Berufsverbot in Kauf nehmen musste. Er musste einen Knebelvertrag der Schweizer Regierung unterschreiben, der ihn dazu zwang, nur Glasaugen herzustellen und nicht als Arzt zu arbeiten.
Die beiden Brüder und Geschäftsführer Otto und Karl-Ludwig Martin gewähren einen Einblick in die Kunst der Glasaugenherstellung und blicken zurück auf die aussergewöhliche Geschichte des Instituts in Luzern.
Otto und Karl-Ludwig Martin / Sohn Friedrich Martin im Familienbetrieb
Arbeitstisch mit Glasaugen, Materialen und Werkzeugen
2. Loyalität über alles: Vom Schweizer Gardisten zum Bundesratsweibel
Der 30-jährige Martin Siedler vermag auf eine aussergewöhnliche, berufliche Karriere zurückzublicken: Nach dem Militärdienst amtete er drei Jahre lang als Schweizer Gardist in Rom, und sorgte für die Sicherheit von Papst Benedikt. Als Wächter an den Toren des Vatikans vermochte er dank seiner fundierten Ausbildung auch in heiklen Situationen angemessen zu reagieren.
Danach zog es Martin Siedler weiter ins Bundeshaus, wo er heute als Bundesratsweibel von SVP-Bundesrat Guy Parmelin im Verteidigungsdepartement VBS amtet. Er überwacht und koordiniert die bundesrätlichen Termine, organisiert Akten, empfängt Gäste und begleitet den Bundesrat an öffentliche Anlässe.
Beide Berufe erfordern Abstriche beim Privatleben und sehr viel Loyalität: In der Öffentlichkeit seine Vorgesetzten zu kritisieren, ist für Martin Siedler tabu.
Bundesratsweibel Martin Siedler
Martin Siedler zu Besuch bei Papst Franziskus
3. Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod: Die Bestatterin
Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod hat Regina Aeberli beim Bestattungsunternehmen Aurora im Berner Breitenrain ihren Traumberuf gefunden. Sie liebt die grosse Vielfalt der Aufgaben, die je nach je „Kopf, Herz und Verstand“ erfordern. Als Bestatterin wäscht sie die Verstorbenen, kleidet sie ein und richtete sie für die Aufbahrung her. Sie begleitet und unterstützt die Angehörigen in den emotional oft schwierigen Zeiten bei der Organisation und Durchführung der Begräbnisse. Mit kleinen Details, die an die Verstorbenen erinnern, versucht sie jeweils, den Angehörigen eine besondere Freude zu machen.
Regina Aeberli und Geschäftsführer Kurt Nägeli im Emfpangsraum
Selbstauflösende Wasserurne und Aufbahrungsraum für Verstorbene
Materiallager: Särge, Kreuze, Kerzen, Dekorationsmaterial, Hygieneartikel, u.a.
4. Sexuelle Tabus überwinden: Der Sexological Bodyworker
Sexological Bodywork ist eine Coachingform im Bereich der Sexualität, die den Fokus auf das körperliche Lernen setzt. Im Unterschied zur klassischen Sexualtherapie arbeiten Sexological BodyworkerInnen mit intimen Berührungen und sexueller Energie. So ermöglichen sie den KundInnen, sich nicht nur über den Verstand, sondern direkt über die physische Erfahrung mit dem eigenen Körper und der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen, und so ihren Erfahrungshorizont zu erweitern.
In Kalifornien USA ist Sexological Bodywork bereits ein anerkannter Beruf, während er in der Schweiz noch weitgehend ein Nischendasein fristet. Christian Schelbert hat seine Ausbildung am Institute for Sexological Bodywork in Zürich absolviert und betreibt nun seine eigene Praxis am Dalmaziquai in Bern.