Heute sprechen wir im Info über die Wichtigkeit, Diversität in Kinder- und Jugendliteratur abzubilden und über den neuen Film «Zone Rouge» des Schauspieldirektors von Konzert Theater Bern Cihan Inan. Den Podcast gibt’s hier:
Kinder of Colour in Jugendbücher
In kaum einem Kinder- oder Jugendbuch spielen nicht-weisse Figuren eine Rolle – und wenn, dann ist die Person oft stereotypisch dargestellt, z.B. als Gemüsehändler. Laut einem Artikel von The Guardian seien nur etwa 3% der in den USA veröffentlichten Kinderbücher über People of Colour. Im deutschsprachigen Raum sind es mutmasslich noch weniger.
Dieses Fehlen von People of Colour in der Literatur bedeute einerseits für nicht-weisse Kinder, dass sie sich als eine Abweichung von einer Norm erlebten, erklärt Sarah Owens vom Netzwerk Bla*Sh. Andererseits bilde die fehlende Vielfalt für alle Kinder, unabhängig von deren Hautfarbe, eine Lebensrealität ab, welche in den meisten Fällen in der Schule oder in der KiTa gar nicht mehr existiere.
Im Rahmen des Literaturfestivals Zürich Liest veranstaltet Bla*Sh drei Lesungen zum Thema Diversität in Kinderbüchern. Um 11 & um 13 Uhr gibt es eine Lesung für Kinder und Begleitpersonen mit Büchern, in denen Schwarze Kinder und Kinder of Colour die Hauptrolle spielen. Um 16 Uhr findet dann eine Veranstaltung für Erwachsene statt, in welcher Bla*Sh ermutigende wie auch kritisch zu hinterfragende Kinderbücher mit Schwarzen Protagonist*innen und Protagonist*innen of Color vorstellt.
Hier geht’s zu einer Liste mit Kinder- und Jugendbüchern, in denen schwarze Kinder, resp. Children of Colour eine Rolle spielen.
Zone Rouge – Schlachtfeld menschlicher Beziehungen
In der Brust des amtierenden Schauspieldirektors von Konzert Theater Bern Cihan Inan schlagen zwei Seelen, wenn es um die schönen Künste geht. Von Kindesbeinen an habe er sich für Filme interessiert, nicht zuletzt deswegen weil er – das Kind türkischer Einwanderer – viel Zeit vor dem Fernseher verbracht habe, da seine Eltern beide Vollzeit gearbeitetet hätten. Während des Studiums der Philosophie und Germanistik jobbte Cihan Inan als Kinovorführer und verfasste sowohl Theater- als auch Filmkritiken. Und währenddem er am Theater Neumarkt als Chefdramaturge arbeitete, drehte er mehrer Folgen für die Fernseh-Krimi-Serie «Tatort».
Nach «180°» (2010) kommt nun mit «Zone Rouge» Cihan Inans zweiter Spielfilm in die Kinos. Darin feiert eine alte Schulclique nach 25 Jahren Wiedersehen. Was als ausgelassene und alkoholgeschwängerte Tanzparty beginnt, wird Schritt für Schritt zum beklemmenden Kammerspiel, in welchem alte Narben aufbrechen, Geheimnisse gelüftet werden und sich menschliche Abgründe auftun. Zu seinem Film inspirierte habe ihn ein eigenes Klassentreffen, sagt Cihan Inan. Er sei fasziniert gewesen, wie sich die Leute in Verlauf der Jahre verändert hätten und wie die Gegenwart mit vergangenen Erwartungen kollidierte.
Als «Zone Rouge» werden in Frankreich diejenigen Gebiete bezeichent, in denen sich während des Ersten Weltkrieges die Hauptkampfzonen befanden. Da sich heute immer noch viele Munitions- und Giftgasreste im Boden befinden, ist das Betreten dieser Gegenden teilweise gefährlich. Sinnbildliche überträgt Cihan Inan in seinem Film die Kampfzone bzw. deren vergiftete Überreste auf menschliche Beziehungen und zeigt, wie explosiv Dinge sein können, welche zu lange unter dem Deckel gehalten wurden.
Berner Premiere «Zone Rouge» 24. Oktober im Kino Rex unter Anwesendheit von Regisseur, Schauspieler*innen und Crew