Menschenrechte würden derzeit weltweit unter Druck geraten, sagt Patrick Walder von Amnesty International. Und: Das Theaterkollektiv PENG! Palast beleuchtet in «Faul!» Theme wie Lohnarbeit, Arbeitsmoral und Arbeitslosigkeit und reist dafür nach Griechenland. Dies und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Menschenrechte gehen uns alle an
Vor siebzig Jahren – nach den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs – am 10. Dezember 1948 deklarierte die UNO die allgemeinen Menschenrechte. Heute haben die meisten Länder, worunter auch die Schweiz, versprochen, diese Menschenrechte zu respektieren. Respektiert ein Schweizer Gericht die fundamentalen Menschenrechte nicht, können Menschen dagegen klagen und damit bis vor den Europäischen Gerichtshof der Menschenrechte (EGMR) in Strassburg gelangen. Ein Gerichtshof, an dem auch immer Schweizer Richter und Richterinnen sitzen. Am 25. November 2018 stimmt das Schweizer Stimmvolk über eine Initiative der SVP ab, die unter dem Namen «Selbstbestimmungsinitiative», Schweizer Recht über internationale Menschenrechte stellen will. In einer speziellen Serie nimmt RaBe den Kampf für die Menschenrechte unter die Lupe.
Patrick Walder von Amnesty International beobachtet, wie Menschenrechte und internationale Vereinbarungen weltweit unter Druck geraten. Autoritäre Staaten wie Russland oder die Türkei stellen immer häufiger Landesrecht über internationale Menschenrechte. Die zunehmend autoritär regierten EU-Länder Ungarn und Polen beschneiden laufend die dritte Gewalt, die Justiz. Walder befürchtet, bei einer Annahme der SVP-Initiative würden auch die Menschen in der Schweiz einen weitgehenden Menschenrechtsschutz verlieren. Deshalb hat Amnesty International eine eigene Kampagne lanciert unter dem Motto «Menschenrechte machen uns stark». RaBe hat Patrick Walder in Zürich getroffen.
Die ganze Podcast-Serie zu Menschenrechten gibst hier
Rasante Komödie ums Thema Lohnarbeit
Soeben sind sie noch in China beim Beijing Fringe Festival aufgetreten, nun melden sich PENG! Palast in Bern zurück mit neuem Stück. In der multimedialen Komödie «Faul» verhandelt das Theaterkollektiv Fragen rund um Themen wie Arbeitsalltag, Arbeitspflicht und Arbeitslosigkeit. Zu Recherchezwecken ist PENG! Palast nach Griechenland gereist, also in ein Land, in welchem sich die Wirtschaft seit rund 10 Jahren in Rezession und Stagnation befindet, 20% der Menschen arbeitslos sind und welches von anderen europäischen Staaten auch schon als «faul» bezeichnet wurde.
In Griechenland hätten sie diverse gemeinnützige Projekt besucht, also Bürgerinitiativen, Wohnprojekte, Nachbarschafts- und Flüchtlingshilfe und Künstlerkollektive, sagt der künstlerische Leiter Chrstoph Keller. Diese Projekte und Menschen hätten in tief beeindruckt. «Sozialhilfeempfänger haben ein Internetkaffee aufgebaut, in welchem sie kostenlose Rechtsberatung, Sprach- und Computerkurse anbieten. Diese Menschen schaffen einen enormen Mehrwert und zwar ohne Karriere-Anreiz.» Ausserdem habe er festgestellt, dass die hohe Arbeitslosenquote paradoxerweise auch dazu führe, dass der soziale Druck kleiner sei: «Weil in Griechenland so viele arbeitslos sind, wurde der Leistungsgedanke revidiert.»
In «Faul!» fliessen Erlebnisse von den Recherchereisen mit ein, ebenso wie theoretische Überlegungen und persönliche Reflexionen. «Wir beleuchten zum Beispiel auch, warum uns das Nichtstun so schwer fällt», sagt Co-Autor und Co-Dramaturg Raphael Urweider. Rational sei es ja nicht erklärbar, warum wir in einer Welt der Überproduktion glaubten, ständig noch mehr tun und herstellen zu müssen. «Darum glaube ich, dass Arbeitspflicht wie eine Ersatzreligion in unserem kapitalistischen System funktioniert.»
«Faul», 15. – 24. November 2018, Schlachthaus Theater