Über 1500 Deutsche gaben sich in den letzten Tagen als Rechtsextreme oder als rechte Wutbürger*innen zu erkennen – von selber und unbewusst freiwillig. Das war der Effekt der Aktion SOKO Chemnitz des Zentrums für politische Schönheit ZPK, die diese Woche für Furore sorgte. Die Aktionskunstgruppe ZPK sorgt seit zehn Jahren regelmässig mit radikalen Aktionen für Aufsehen. Sie kritisiert den unmenschlichen Umgang mit Geflüchteten in Europa oder sie stellt rechtsextremes Gedankengut, wie dasjenige der AfD in Deutschland, an den Pranger. So geschehen auch mit der aktuellen Aktion «SOKO Chemnitz». Alles begann mit einem Internetpranger mit Bildern von den fremdenfeindlichen Demonstrationen, die im Spätsommer im ostdeutschen Chemnitz statt fanden. Das Zentrum für politische Schönheit rief dazu auf, Leute zu denunzieren, die sie auf den Bildern erkannten:
Natürlich hagelte es Kritik am Vorgehen des Zentrums für politische Schönheit – auch von Links. Denunzieren geht gar nicht, sagten viele, obschon der Zweck ja eigentlich ein guter war, nämlich Menschen damit zu konfrontieren, dass sie empfänglich für rechtsextremes Gedankengut sind. Lilly Blum vom Zentrum für politische Schönheit sagte gegenüber RaBe, man müsse halt manchmal auch die Leute verärgern, die einem eigentlich «cool» finden, um ein politisches Ziel zu erreichen:
Dann kam die Auflösung: Auf der Webseite war – ziemlich unspektakulär – eine Suchfunktion eingebaut worden. Nachdem sie von den Medien in ganz Deutschland bekannt gemacht wurde, besuchten nicht Linke die Webseite, um Menschen zu denunzieren, sondern vor allem Rechte, die selber an den fremdenfeindlichen Demonstrationen teilgenommen hatten. Sie suchten sich selber, gaben ihre Namen ins Suchfeld ein oder die Namen ihrer Freunde und Freundinnen. Genau diese Daten wurden aufgezeichnet. Laut einer aktuellen Mitteilung des Zentrums für politische Schönheit besitzt die Aktionskunstgruppe nun eine Schatz an Daten, der Auskunft gibt über Netzwerke und Verstrickungen von über 1500 Personen, die sich in rechtsextremen Milieus bewegen. Das raffinierte daran ist, die Leute haben sich selber denunziert.
Was mit den Daten, dem Honigtopf, passiert, ist im Moment noch offen.