Die Klima-Allianz schlägt Alarm und fordert zu Protesten auf, das Zentrum für politische Schönheit bringt Rechte dazu, sich selber zu denunzieren und das 80-jährige Radiohörspiel «War of the Worlds» dient auch heute noch als Lehrstück der Mediengeschichte. Das und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören.
Die Klima-Allianz schlägt Klima-Alarm
«Die Parteien FDP und SVP werden offensichtlich von der Erdöl- und Erdgas-Industrie beeinflusst», sagt Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima-Allianz, gegenüber RaBe. Das ist sein Fazit nach den ersten Verhandlungen im Nationalrat über das neue CO2-Gesetz. Statt den Ausstieg aus fossilen Energien im Inland zu planen, will die Schweiz den Klimawandel vor allem im Ausland bekämpfen. Auch international kämen im Moment wenig positive Signale, sagt Lüthi. An der UNO-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz würden zu wenig griffige Massnahmen gegen den Klimawandel beschlossen. Die Klima-Allianz – ein Zusammenschluss von rund 80 Schweizer Umweltverbänden, Hilfswerken und Parteien – ruft deshalb zum Klima-Alarm auf: Am 8. Dezember 2018 um 12 auf dem Helvetiaplatz in Bern.
Bei «SOKO Chemnitz» entlarven sich rechte Wutbürger*innen selbst
Über 1500 Deutsche gaben sich in den letzten Tagen als Rechtsextreme oder als rechte Wutbürger*innen zu erkennen – von selber und unbewusst freiwillig. Das war der Effekt der Aktion SOKO Chemnitz des Zentrums für politische Schönheit ZPK, die diese Woche für Furore sorgte. Die Aktionskunstgruppe ZPK sorgt seit zehn Jahren regelmässig mit radikalen Aktionen für Aufsehen. Sie kritisiert den unmenschlichen Umgang mit Geflüchteten in Europa oder sie stellt rechtsextremes Gedankengut, wie dasjenige der AfD in Deutschland, an den Pranger. So geschehen auch mit der aktuellen Aktion «SOKO Chemnitz». Alles begann mit einem Internetpranger mit Bildern von den fremdenfeindlichen Demonstrationen, die im Spätsommer im ostdeutschen Chemnitz statt fanden. Das Zentrum für politische Schönheit rief dazu auf, Leute zu denunzieren, die sie auf den Bildern erkannten:
Natürlich hagelte es Kritik am Vorgehen des Zentrums für politische Schönheit – auch von Links. Denunzieren geht gar nicht, sagten viele, obschon der Zweck ja eigentlich ein guter war, nämlich Menschen damit zu konfrontieren, dass sie empfänglich für rechtsextremes Gedankengut sind. Lilly Blum vom Zentrum für politische Schönheit sagte gegenüber RaBe, man müsse halt manchmal auch die Leute verärgern, die einem eigentlich «cool» finden, um ein politisches Ziel zu erreichen:
Dann kam die Auflösung: Auf der Webseite war – ziemlich unspektakulär – eine Suchfunktion eingebaut worden. Nachdem sie von den Medien in ganz Deutschland bekannt gemacht wurde, besuchten nicht Linke die Webseite, um Menschen zu denunzieren, sondern vor allem Rechte, die selber an den fremdenfeindlichen Demonstrationen teilgenommen hatten. Sie suchten sich selber, gaben ihre Namen ins Suchfeld ein oder die Namen ihrer Freunde und Freundinnen. Genau diese Daten wurden aufgezeichnet. Laut einer aktuellen Mitteilung des Zentrums für politische Schönheit besitzt die Aktionskunstgruppe nun eine Schatz an Daten, der Auskunft gibt über Netzwerke und Verstrickungen von über 1500 Personen, die sich in rechtsextremen Milieus bewegen. Das raffinierte daran ist, die Leute haben sich selber denunziert.
«War of the Worlds» – Lehrstück in Sachen Mediengeschichte feiert 80. Geburtstag
Als in den 1930er-Jahren immer mehr Haushalte ein Radiogerät zu Hause stehen hatten, bescherte dies nicht allen gleich viel Freude. So standen etwa Zeitungen dem neuen Medium ziemlich kritisch gegenüber, zumal es drohte, ihnen den Rang abzulaufen. Ein Mann, welcher das neue Medium Radio nutze, aber der teilweise blauäugigen Haltung der Hörer*innen ebenfalls kritisch gegenüberstand, war Orson Welles (1915-1985). Mit seinem Hörstück «Krieg der Welten» – eine Adaption des Science-Ficiton-Klassikers «War of the Worlds» (1898) von H.G. Wells – wurde Welles zum wichtigen Innovator fürs Radio.
In «War of the Worlds» lässt Welles gekonnt Fiktion mit vermeindlicher Realität verschmelzen. So wird das Hörstück von real klingenden News-Durchsagen unterbrochen, welche die Landung von Raumschiffen vermelden. Diesen entsteigen Marsianer, welche umgehend gewalttätige Angriffe auf die Bevölkerung starten. Dies alles wird den Zuhörer*innen Zuhause vor den Radiogeräten via (fiktive) Live-Schaltungen zu Reportern vor Ort vermittelt. Als die aufgeregten Reporter von schlangenähnlichen Wesen mit furchtbaren Gesichtern sprechen, welche mit ihren Laser-Pistolen wahllos Menschen über den Haufen schiessen, bricht die Verbindung plötzlich ab. Offenbar wurden auch die Reporter getroffen, während die Marsianer dabei sind, die Welt zu übernehmen – dies die naheliegende Schlussfolgerung.
In den Tagen nach der Ausstrahlung vermeldeten amerikanische Zeitschriften, dass «War of the Worlds» für Massenpaniken gesorgt habe, weil viele Hörer*innen die vermeintlichen Angriffe der Marsianer für real gehalten hätten. Heute gehen Expert*innen allerdings davon aus, dass eine solche Massenpanik wohl kaum stattgefunden haben dürfte. Vielmehr hätten Zeitungen das Hörstück zum Anlass genommen, den Radioleuten Verantwortungslosigkeit und Irreführung vorzuwerfen. Somit kann Orson Welles 60-minütiges Hörspiel durchaus als Lehrstück zitiert werden, welchese Mechanismen im Umgang mit neuen Medien offenlegt.