Heute im Info besuchen wir als erstes die Velowerkstätten von Velafrica und Drahtesel im Liebefeld, dann eine Punk-Ausstellung in Zürich und zum Schluss sprechen wir in unserer Serie zur diesjährigen Tour de Lorraine über eine andere Art, wie Care-Arbeit organisiert werden könnte.
Velafrica holt dein unbenutztes Velo ab
Die Organisation Velafrica sammelt in der ganzen Schweiz ausgediente Fahrräder, macht sie in ihrer Werkstatt im Liebefeld wieder flott und schickt sie dann gen Süden. Schon 200’000 Velos haben so den Weg zu einer neuen Besitzerin, einem neuen Besitzer gefunden, sei es in Burkina Faso, Gambia, Ghana, Madagaskar, Tansania oder in der Elfenbeinküste.
In der ganzen Schweiz gibt es 500 Stellen, bei welchen ausrangierte Velos abgegeben werden können, in den kommenden Tagen führt die Organisation nun aber zusätzlich eine Abholaktion durch. Bewohner*innen der Stadt Bern und Köniz’ können sich noch bis Ende dieser Woche online einen Aufkleber bestellen, mit welchem sie ihr altes Velo markieren. Velafrica holt dieses dann kostenlos vor der Haustüre ab – ganz egal in welchem Zustand es ist. Schliesslich können Fahrräder, welche kaum noch strassentauglich sind, auch als Ersatzteillager dienen.
Mehrere externe Studien konnten aufzeigen, dass die Schweizer Velos, welche in Afrika ein zweites Leben erhalten, dazu beitragen, Armut zu reduzieren. Im Interview mit RaBe erklärt Matthias Maurer, Co-Leiter von Velafrica auch, dass die Fahrräder keine Gefahr darstellten für den lokalen Markt.
Raw Power – Die Punk-Ausstellung
Es ist rund 50 Jahre her, seit in London und New York die ersten Punks dem gutbürgerlichen Establishment Albträume bescherten. Mit auffälliger Kleidung und provokantem Verhalten rebellierten Punker*innen gegen den Dünkel des Alltages und gegen den glattpolierten Mainstream.
Die Photobastei in Zürich widmet mit Raw Power – The Revolt against Innocent der Punk-Bewegung nun eine Ausstellung bzw. eigentlich deren 14. Mit Fotografien, Fanzines, Kleidern, Comics und Videos werden die Punk-Szenen von Zürich, London, New York, Berlin, Moskau, Indonesien und China beleuchtet. Augestellt sind unter anderem dokumentarische Fotografien von den Sex Pistols, den Ramones, David Bowie oder Blondie.
Anhand von Werken von Vivienne Westwood, Jean-Michel Basquiat, Rick Owens und vielen anderen verdeutlicht «Raw Power», wie Punk verschiedenste ästhetische Ausdrucksformen bis heute beeinflusst und dabei selber im Mainstream angekommen ist. Auf der anderen Seite zeigen Bildreportagen aus Indonesien, China und Russland auch, dass Punk dank seiner Niederschwelligkeit und seinem Do-it-yourfelf-Charakter ein Lebensgefühl ist, das weltweit und system- und religionsunabhängig zum Ausdruck gelangt.
Auch der Street Art liegt der Gestus des Punk zugrunde, orientiert sich diese doch an der Anti-Haltung des Punk: anti-war, anti-kapitalistisch, anti-establishment. Entsprechen gibt es in «Raw Power» auch einige Werke des britischen Künstlers Banksy zu sehen. Banksy, dessen Identität bis heute ein gut gehütetes Geheimnis ist, habe vermehrt seinen Unmut geäussert, wenn seine Werke in gebührenpflichtigen Ausstellungen zu sehen seien, sagt der Leiter und Kurator der Photobastei Romano Zerbini. Am Vorabend der Ausstellung in Zürich zierte dann plötzlich ein Graffiti im typischen Banksy-Stil die Aussenmauern der Photobastei. Darauf zu sehen ist eine vermummte Gestalt, die eine grosse, zerfledderte Dollar-Note aufhält. Ob es sich bei diesem Graffiti tatsächlich um eine Kritik aus der Spraydose Banksys handelt, bleibt ungeklärt.
Raw Power – The Revolt against Innocent, bis 3. März 2019 in der Photobastei Zürich
Eine andere Art, Care-Arbeit zu organisieren
Das RaAupe-Kollektiv versucht die Utopie einer solidarischeren Gesellschaft im Alltag zu leben. Lohn- und Care-Arbeit, politische Bildung und Intervention sowie antikapitalistische Produktion werden von den rund 12 Mitgliedern kollektiv organisiert. Das Manifest hält erste Grundlagen zu dieser Idee fest.
Im Rahmen der diesjährigen Tour de Lorraine, welche unter dem Motto „Who Cares?“ steht, stellen die RaAupis ihre Gedanken und ihre Praxis bezüglich Care-Arbeit in einem Workshop vor. Dieser findet am kommenden Samstagnachmittag, den 19. Januar um 13.30 Uhr im Kulturzentrum Progr statt.