Sie leben unter uns, arbeiten für uns und bleiben dennoch unsichtbar: Menschen ohne gültige Papiere, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie sich im reichen Teil Europas ein besseres Leben erhoffen. Oftmals wird das Leben hier aber keinesfalls besser: Papierlos – also ohne gültige Ausweise – heisst nämlich auch schutzlos und anfällig für Ausbeutung.
In seinem Dokumentarfilm «Mama illegal» (2011) erzählt der österreichische Regisseur Ed Moschitz die Geschichte dreier Mütter, welche mit Hilfe von Schleppern ihr Heimatland Moldawien verlassen haben, um in Westeuropa Geld zu verdienen. In manchen Regionen Moldawiens liegt die Arbeitslosigkeit bei 80% und das durchschnittliche Monatseinkommen unter 100 Euro. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat das ärmste Land Europas bereits verlassen, so auch Aurica, Raia und Nataşa. Die drei Frauen arbeiten illegal in Österreich und Italien als Putzfrauen. Während sie hoffen, mit dem Geld für sich und ihre Familien ein besseres Leben aufbauen zu können, wachsen Zuhause die Kinder ohne Mama auf. «Mama illegal» zeigt, wie hart ein Leben im Untergrund ist. Ohne gültige Papiere sind die Frauen ihren Arbeitgebern schutzlos ausgeliefert, sor sie arbeiten sie zu einem Hungerlohn und oftmals ohne medizinische Versorgung.
Was den Frauen an Geld übrig bleibt, schicken sie nach Hause zu ihren Familien. Alle paar Jahre liegt vielleicht ein Besuch in der Heimat drin, die Reise ist aber gefährlich und anspruchsvoll und meist nur mit Hilfe von Schleppern möglich, welche teures Geld für ihre Dienste verlangen. Zudem sieht die Rückkehr oft ganz anders aus als geplant. Kinder und Ehemänner haben sich in der langen Abwesenheit entfremdet und die gesellschaftliche Kluft zwischen den zwei Welten droht die Familien endgültig auseinanderzureissen. Im Westen nicht wirklich angenommen, ist den Frauen nun auch ihre Heimat fremd geworden.
Sieben Jahre lang hat Ed Moschitz Aurica, Raia und Nataşa mit seiner Kamera begleitet. Eindrücklich und ohne zu werten dokumentiert er in «Mama illegal» den Spagat der drei Frauen zwischen zwei Welten – beleuchtet Hoffnungen, Schicksalsschläge und Momente der Freude. Mit seinem Dokumentarfilm gibt Ed Moschitz den vielen anonymen Haushalthilfen und Pflegerinnen eine Stimme und ein Gesicht – und hat einen bewegenden Film über ein aktuelles Thema geschaffen, der betroffen macht.
«Mama Illegal» wird im Rahme der Tour de Lorraine am 18. und 19. Januar jeweils um 20 Uhr im Kino der Reitschule gezeigt. Das ganze Film-Programm der Tour de Lorraine gibts hier.