Heute im RaBe-Info versuchen wir unseren Humor zu trainieren, wir gehen ins Gefängnis und fragen, was sich die Insassen wünschen und wir tauchen mit einem Fotografen ein ins Berner Nachtleben.
Soll man Humor trainieren?
Laut der Psychologin Jennifer Hofmann von der Universität Zürich ist Humor eine wichtige Fähigkeit in der Bewältigung des Alltags. Er hilft uns, Stress abzubauen und mit schwierigen Situationen besser umzugehen. Hofmann erforscht auch, wie man seinen Sinn für Humor schärfen kann – über praktische Erfahrung kann hier Humortrainerin Salome Guggisberg berichten. Bei ihr lernen Teilnehmende – sie nennt diese Humorsportlerinnen und Humorsportler – Humor gezielt zu fördern. Sie sagt, Humor sei mehr, als einfach nur einen guten Witz zu erzählen. Ihr nächstes Humortraining findet im März statt.
Freigänger – Stimmen aus dem Gefängnis
Der Begriff «Freigänger» bezeichnet eine Person in Haft, welche das Gefängnis für eine bestimmte Zeitdauer verlassen darf. Das kann für einen Tag sein, für ein Wochenende – manchmal sind diese Freigänge begleitet, manchmal sind sie auch ohne Aufsicht unterwegs.
«Freigänger» heisst auch das neue Stück der Regisseurin und Autorin Anna Papst. Zu Recherchezwecken hat sie während drei Jahren immer wieder die Strafanstalt Witzwil besucht und dort Interviews mit Freigängern geführt. Was macht jahrelange Gefangenschaft mit einem Menschen? Wie gelingt die Rückkehr vom Gefängnis in die Gesellschaft? Es sind Frage wie diese, welche Anna Papst in «Freigänger» zu ergründen sucht. Dafür hat sie Ausschnitte aus den Interviews in Monologe und Dialoge gegossen und zu einer lebensnahen Reportage für die Bühne verdichtet.
Papst will mit ihrem Stück einerseits die Erwartungshaltung des Publikums herausfordern. So wurden die Interviews ausschliesslich mit männlichen Straftäter geführt, auf der Bühne vorgetragen werden sie aber von den drei Schauspielerinnen Grazia Pergoletti, Florentine Krafft und Jeanne Devos. Andererseits will Papst auch einen Beitrag zur Meinungsbildung leisten. «Die Menschen im Publikum entscheiden bei Abstimmungen mit, wie gesetztlich mit Straftätern verfahren werden soll», sagt sie. Zudem hätten wir alle doch auch eine soziale Aufgabe ehemaligen Strafgefangenen gegenüber. «Vermieter*innen und Chef*innen müssen entscheiden, ob sie ehemaligen Straftätern eine Chance geben wollen, genauso wie die Mitglieder eines Kegelvereins. Da macht es doch Sinn zu hören, was die Betroffenen selber dazu zu sagen haben.»
Freigänger, 24.1. – 16.4. Konzert Theater Bern
Nicola Schmid – Chronist der Nacht
Wer mit ihm Zeit verbringe, der müsse damit rechnen, auf einem seiner Bilder zu landen, sagt Nicola Schmid und lacht. Schon als Kind hat der heute 28-jährige für die Fotografie Feuer gefangen. Was damals seine Playmobil-Figuren waren, sind heute Menschen aus seinem engeren Umfeld. Der gelernte Polymechaniker arbeitet an der Dachstock-Bar der Reitschule und veranstaltet kulturelle Anlässe, wobei er seine kleine analoge Kamera stets mit dabei hat.
Schmid fotografiert vorzugsweise mit Blitz, wobei er seine Aufnahmen gerne pushed, also stärker belichtet als vorgesehen. Dadurch verwischen Schatten, Kontraste werden erhöht, Gesichter stehen im Fokus und Hintergründe verschwinden. Mit seinen intimen, mal verspielten mal melancholischen Porträts und Strassenfotografien fängt Schmid das Lebensgefühl einer urbanen Generation ein, welche gerne die Nacht zum Tag macht.
Das Berner Kornhausforum hat Schmids ausdrucksstarken Bildern in schwarz-weiss nun die Ausstellung Berner Nachtgeschichten 00.00 – 12.00» gewidmet – sämtliche Bilder der Ausstellung sind zwischen Mitternacht und Mittag entstanden. Im Interview bei RaBe erzählt Schmid unter anderem, warum er ein lausiger Auftragsfotograf wäre und warum er seinen Blog Nine Whores On Crack Under A Starry Sky nannte.
«Berner Nachtgeschichten 00.00 – 12.00» Kornhausforum Bern, 24. Januar – 10. Februar 2019