Auch wenn seine Frau vom Hals abwärts gelähmt sei, gehöre diese deswegen doch nicht in ein Pflegeheim, sagt Niggi Bräuning. Seit rund 20 Jahren und mit sehr viel Hingabe pflegt der fast 70-jährige seine Frau Annette, welche an Multipler Sklerose erkrankt ist. Nebenbei hat er einen Bus zu einer fahrenden Minipflegestation ausgebaut, damit er mit seiner Frau auch auf Reisen gehen kann.
Die Geschichte von Niggi und Annette steht im Zentrum von «Immer und ewig», dem Dokumentarfilm von Fanny Bräuning, welcher kürzlich bei den Solothurner Filmtagen mit dem Jurypreis ausgezeichnet wurde. Die 43-jährige Basler Regisseurin begleitet in «Immer und ewig» ihre Eltern auf einen Roadtrip nach Griechenland und Italien. Auch wenn Annettes Krankheit alltagsbestimmend ist, so war sie für Niggi nie ein Grund, es auch nur in Betracht zu ziehen, seine Frau zu verlassen. Die stoische und pragmatische Art, mit welcher er die Dinge nicht hinterfragt, sondern als gegeben akzeptiert, beeindruckt.
In ruhiger und unaufgeregter Bildsprache porträtiert Fanny Brauning die Beziehung ihrer Eltern und vertieft dabei Themen wie Hingabe, Würde, Loyalität und Verantwortung. «Immer und ewig» stellt zudem die Frage in den Raum, wann ein Leben lebenswert und sinnvoll ist und worüber wir unsere Identität definieren. Annette kann nicht ohne Niggi, aber Niggi auch nicht ohne Annette, trotz allen Widrigkeiten und Umständen, welche Ihre Krankheit mit sich bringt. Somit ist Fanny Bräunings Film auch ein beeindruckendes und vielschichtiges Zeugnis einer aussergewöhnlichen Liebesbeziehung.
Berner Premiere: DO 7.2.2019, 18 Uhr, Kino Movie, in Anwesenheit von Regisseurin Fanny Bräuning