Heute ist internationaler Tag der Nulltoleranz gegen weibliche Genitalbeschneidung – auch in der Schweiz gibt es ein Netzwerk, welches sich für betroffene und gefährdete Mädchen und Frauen einsetzt. Ausserdem sprechen wir über den neusten Bericht von Amnesty International, welcher die fragwürdige Verflechtung der westlichen Rüstungsindustrie mit dem Krieg im Jemen untersucht. Und: In ihrem einfühlsamen Dokumentarfilm «Immer und ewig» porträtiert die Basler Regisseurin Fanny Bräuning die aussergewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Eltern. Das und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Internationaler Tag der Nulltoleranz gegen weibliche Genitalbeschneidung
FGM – Diese drei Buchstaben stehen für Female Genital Mutilation, zu deutsch weibliche Genitalbeschneidung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheidet vier Formen der weiblichen Genitalbeschneidung – den Betroffenen werden zum Beispiel die äussere Klitoris entfernt und die Schamlippen zusammengenäht. Neben massiven Schmerzen kann die Prozedur zu Infektionen führen, viele Betroffene berichten von Problemen beim Wasser lassen, starken Schmerzen während der Menstruation und Komplikationen beim Gebären.
Schätzungen des Bundesamtes für Gesundheit BAG gehen davon aus, dass in der Schweiz rund 15’000 gefährdete und betroffene Mädchen und Frauen leben. Damit das Thema hierzulande verhandelt wird, gibt es auf Initiative des Bundesrates hin seit gut zwei Jahren das Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz, welches mit Fachpersonen und Betroffenen zusammenarbeitet und und u.a. Präventionsarbeit und ärztliche Beratung leistet.
Im Interview mit RaBe spricht Simone Giger, Projektverantwortliche Prävention Mädchenbeschneidung von Caritas Schweiz, über Strategien gegen FGM, über die Rolle der Religionen und über die ungewisse Zukunft des Netzwerkes, welches nur noch bis Ende dieses Jahres vom BAG und vom Staatssekretariat für Migration SEM finanziert wird.
Kämpfen Milizen im Jemenkrieg mit Waffen aus der Schweiz?
Seit bald vier Jahren herrscht im Jemen ein blutiger Bürgerkrieg, in welchem es unter anderem um einen regionalen Machtkampf reicher Golfstaaten geht: Saudiarabien führt eine Koalition an, die von westlichen Staaten unterstützt wird. Diese kämpft gegen die schiitischen Huthi-Rebellen, welche wiederum militärische Unterstützung vom Iran erhalten. Ausserdem sind verschiedene dschihadistische Gruppierungen und Milizen in den Konflikt verwickelt, welche von der Instabilität profitieren, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Was weniger bekannt ist: Auch die Vereinigten Arabischen Emirate mischen kräftig im Jemenkrieg mit.
Tausende von Menschen sind bisher gestorben, Millionen aktuell von Hungersnot bedroht. Der Jemenkrieg gilt als eine der grössten humanitären Katastrophen der Gegenwart.
Es wurde bereits mehrfach bewiesen, dass Waffen aus dem Westen in dem Konflikt zum Einsatz kommen. Heute veröffentlicht Amnesty International einen neuen Bericht, welcher aufzeigt, dass westliche Staaten offenbar Rüstungsgüter in Milliardenhöhe an die Vereinigten Arabischen Emirate liefern. Mit den Waffen unterstützt der Golfstaat verschiedene Milizen, welche für Kriegsverbrechen und schwere Menschenrechtsverletzungen im Jemenkrieg verantwortlich sind. Auch die Schweiz exportiert regelmässig Waffen in die Emirate. Dass diese Exporte problematisch sind, hat sich in der Vergangenheit mehrfach gezeigt. So wurden Rüstungsgüter aus Schweizer Produktion in Konflikten in Syrien und Libyen verwendet. Auch sie waren ursprünglich an die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert worden unter der Bedingung, dass sie nicht weiterverkauft werden dürfen. Noch gibt es keine Beweise dafür, dass auch im Jemenkrieg Schweizer Waffen zum Einsatz kommen – die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch sehr hoch.
Amnesty International fordert nun dazu auf, keine Rüstungsgüter mehr an Parteien zu liefern, die am Jemenkrieg beteiligt sind – und zwar so lange, bis keine wesentliche Gefahr mehr bestehe, dass mit diesen Waffen schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht und internationale Menschenrechtsnormen begangen oder ermöglicht würden.
«Immer und ewig» – Einfühlsames filmisches Porträt
Auch wenn seine Frau vom Hals abwärts gelähmt sei, gehöre diese deswegen doch nicht in ein Pflegeheim, sagt Niggli Bräuning. Seit rund 20 Jahren und mit sehr viel Hingabe pflegt der fast 70-jährige seine Frau Annette, welche an Multipler Sklerose erkrankt ist. Nebenbei hat er einen Bus zu einer fahrenden Minipflegestation ausgebaut, damit er mit seiner Frau auch auf Reisen gehen kann.
Die Geschichte von Niggli und Annette steht im Zentrum von «Immer und ewig», dem Dokumentarfilm von Fanny Bräuning, welcher kürzlich bei den Solothurner Filmtagen mit dem Jurypreis ausgezeichnet wurde. Die 43-jährige Basler Regisseurin begleitet in «Immer und ewig» ihre Eltern auf einen Roadtrip nach Griechenland und Italien. Auch wenn Annettes Krankheit alltagsbestimmend ist, so war sie für Niggli nie ein Grund, es auch nur in Betracht zu ziehen, seine Frau zu verlassen. Die stoische und pragmatische Art, mit welcher er die Dinge nicht hinterfragt, sondern als gegeben akzeptiert, beeindruckt.
In ruhiger und unaufgeregter Bildsprache porträtiert Fanny Brauning die Beziehung ihrer Eltern und vertieft dabei Themen wie Hingabe, Würde, Loyalität und Verantwortung. «Immer und ewig» stellt zudem die Frage in den Raum, wann ein Leben lebenswert und sinnvoll ist und worüber wir unsere Identität definieren. Annette kann nicht ohne Niggli, aber Niggli auch nicht ohne Annette, trotz allen Widrigkeiten und Umständen, welche Ihre Krankheit mit sich bringt. Somit ist Fanny Bräunings Film auch ein beeindruckendes und vielschichtiges Zeugnis einer aussergewöhnlichen Liebesbeziehung.