Nach der globalen Finanzkrise 2008 gerieten viele Steueroasen unter Druck. Insbesondere die Europäische Union schuf mit ihrer grauen und schwarzen Liste der Steueroasen ein griffiges Instrument: Um von dieser Liste gestrichen zu werden, mussten die kritisierten Länder ihre Steuergesetzgebung abändern.
Auch die Schweiz kam unter Druck und musste ihre Unternehmenssteuergesetzgebung anpassen. Allerdings wurde der erste Anlauf zu einer Unternehmenssteuerreform (USR 3) vor zwei Jahren an der Urne abgeschmettert. Am 19. Mai 2019 stimmt das Schweizer Stimmvolk erneut über diese Reform (STAF) ab. Ob damit tatsächlich die «Steueroase Schweiz» ausgetrocknet wird, bezweifeln Steuerexperten und Expertinnen.
Dazu gehört auch die Nichtregierungsorganisation Oxfam. Sie hat soeben einen Steuerbericht veröffentlicht, der zeigt, das weltweit immer noch Hunderte von Milliarden an Gewinnen am Fiskus vorbei geschleust werden. Dabei kritisiert Oxfam nicht nur die Steueroasen, sondern auch die zuweilen lasche Haltung der EU. Viele Länder würden von der Liste gestrichen, obwohl sie sich nicht wirklich verbessert hätten. Ausserdem fehlten EU-Steueroasen wie die Niederlande, Irland, Zypern, Malta und Luxemburg gänzlich auf diesen Listen. Zwar unternahmen die EU-Kommission und das EU-Parlament einiges, um die Steuergerechtigkeit zu verbessern, sagt der Verfasser des Oxfam-Berichts Johan Langerock gegenüber RaBe. Doch einzelne EU-Mitgliedstaaten täten viel zu wenig.
Ein neues Problem könnte der Brexit werden. Kommt es zum Austritt Britanniens aus der EU ohne Vertrag, könnte das Land seine Überseesteueroasen und die «London City» weiter betreiben. Der noch nicht unterzeichnete Scheidungsvertrag hingegen würde Standards einführen, die eine «Steueroase UK» verhindern würden.
Der Autor des Oxfam-Steuerberichts Johan Langerock kritisiert auch die aktuelle Steuerreform der Schweiz. Zwar würden Steuerschlupflöcher geschlossen, gleichzeitig aber neue Schlupflöcher für internationale Grosskonzerne geöffnet: