Vor einer Woche provozierte ein Plakat des dubiosen Webanbieters math-dealer.ch. Angeboten wurde: Mädchen lösen für ein kleines Sackgeld die Mathematik-Hausaufgaben von Jungs. Vor allem in der Westschweiz folgte eine heftige Debatte und in Lausanne sogar eine Anzeige wegen sexistischer Werbung.
Tatsächlich steckte die Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen usic hinter der Fake-Werbung und wollte damit auf den Missstand aufmerksam machen, dass es in der Schweiz immer noch fast keine Ingenieurinnen gibt. Das Klischee scheint sich zu halten, dass Jungs in Mathematik besser seien als Mädchen. Mit der Folge: von sechs Hochschulabschlüssen in sogenannten MINT-Fächern geht nur gerade einer an eine Frau. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Neben dem, dass sogenannte MINT-Berufe sowieso schon unter Fachkräftemangel leiden, scheinen sie auch ein Geschlechterproblem zu haben. Damit sich das ändert, brauche es öffentliche Diskussionen und von denen gäbe es noch zu wenig, sagt Lea Kusano von usic gegenüber RaBe. Sie ist froh, dass ihre Kampagne viele Emotionen ausgelöst hat und hoffentlich bald auch mehr Diskussionen.
Rodaina Mardawy ist Ingenieurin und arbeitet als Projektleiterin für das Büro Roduner BSB und Partner. Sie gehört zur kleinen Minderheit der Ingenieurinnen und erinnert sich, dass sie in der Grundschule auch oft hörte, Mathematik sei nicht so wichtig für Mädchen. Sie liebte Mathematik, studierte und arbeitet heute als Projektleiterin. Manchmal würde sie auf Baustellen schräg angeschaut, erzählt sie RaBe. «Ob heute Vater-Tochter-Tag sei», wird sie gefragt. Sie sagt, die beste Reaktion gegen sexistische Berufsklischees sei «einfach lachen».
Im Gespräch mit RaBe, sagt Lea Kusano auf die Frage, ob sie über die Heftigkeit der Reaktionen zur math-dealer-Kampagne erstaunt war:
Am 15. März 2019 ist der Tag der Ingenieur*innen.