Noch immer steckt viel mehr Klima schädigendes Erdgas statt umweltfreundliches Biogas in den Gasleitungen der Schweizer Energieversorgerinnen. Der WWF fordert sofortiges Umdenken. Die Berner Energieversorgerin EWB arbeitet an der Umstellung, will sich aber nicht ganz von Gas verabschieden. Und: Was hat Geschlechterforschung mit der Entwicklung digitaler Technologie zu tun? Dies und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Hat Gas noch eine Zukunft als Energieträger?
In einer aktuellen Studie zeigt die Umweltschutzorganisation WWF auf, noch immer setzen die meisten Schweizer Energieversorgerinnen auf Klima schädigendes Erdgas. Erdgas ist wie Erdöl oder Kohle ein fossiler Energieträger, der nachweislich zur Erderwärmung und somit zum Klimawandel beiträgt. Ausserdem muss die Schweiz Erdgas zu 100% aus dem Ausland beziehen. Die Schweiz macht sich so abhängig von Russland und anderen Ländern, die laufend gegen Menschenrechte verstossen. Nur gerade 2% umweltfreundliches Biogas steckt im Gas-Mix, der in der Schweiz verbraucht wird. Und nur 1% stammt aus Schweizer Biogas. Der WWF wirft den Energieversorgerinnen vor, sie würden sich ein grünes Mäntelchen umhängen und damit für Klima schädigendes Gas werben. Die Energiversorgerinnen trügen eine grosse Verantwortung und müssten nun dafür sorgen, den Gasverbrauch nach unten zu schrauben oder komplett mit Biogas zu ersetzen, sagt WWF-Klimaexperte Elmar Grosse Ruse gegenüber RaBe:
10% Biogas steckt im Standartprodukt Gas, das die Berner Energieversorgerin Energie Wasser Bern EWB ihren Kund*innen verkauft. Man arbeite daran, den Biogas-Anteil laufend zu erhöhen, sagt EWB-CEO Daniel Schafer gegenüber RaBe. Ausserdem arbeite die EWB an alternativen Lösungen. Zum Beispiel könnte Gas als Batterie benutzt werden. Überschüssiger Strom kann zum Beispiel dafür verwendet werden, Wasserstoff aus Wasser zu gewinnen. Wasserstoff kann als Gas gelagert werden und bei Bedarf zur Energiegewinnung benutzt werden. Auf diese Art und Weise kann der Energiegraben zwischen Sommer und Winter überbrückt werden. Eine klimafreundliche Energiezukunft sei jedoch nur möglich, wenn alle zusammenarbeiten, sagt Schafer. Einerseits müssen die Energieversorgerinnen europaweit zusammenspannen. Andererseits müssen die Konsument*innen mitmachen, d.h. sparsamer mit dem Energieverbrauch umgehen oder selber zur Energiproduzent*in zu werden, zum «Pro-Sument» oder zur «Pro-Sumentin».
Das Gespräch mit EWB-CEO Daniel Schafer:
«Die digitale Welt ist nicht geschlechtsneutral»
Was hat Geschlechterforschung mit der Entwicklung digitaler Technologie zu tun? Sehr viel, sagt Prof. Dr. Ing. Corinna Barth. Bei der Entwicklung würde oftmals der Fokus zu stark auf den technischen und zu wenig auf den menschlichen Aspekt gelegt. Verschiedene Perspektiven der Nutzenden, unter andrem auch die von Frauen, würden oft nicht berücksichtigt, sagt Barth.
In ihrer Forschung bschäftigt sich Corinna Barth unter anderem mit der Frage, inwiefern sich soziale Ungleicheit in den Eigenschaften von Technologien einnistet und diese so weiter reproduziert. Dass die digitale Welt geschlechtsnetural sei, sei ein grosser Mythos. Studien zeigten, dass immer wieder Verzerrungen vorkämen, etwa, wenn bestimmte Dinge von gewissen Nutzer*innen gar nicht genützt werden könnten, oder wenn Technik entwickelt werde, die eigentlich gar nicht gebraucht werde, sagt Barth im Interview mit Rabe.
Öffentliche Vorlesung von Prof. Dr. Ing. Corinna Barth «Digitale Transformation und Geschlecht», Mittwoch, 3. April 2019, 18.15 –19.45 Uhr, Hauptgebäude Universität Bern, Raum 201