Die Ereignisse rund um den Elefanten von Murten könnten aus einem Märchen stammen. Das tun sie aber nicht, sondern sie haben sich vor rund 150 Jahren tatsächlich in der freiburgischen Kleinstadt am Murtensee ereignet.
Am 27. Juni 1866 machte der US-amerikanische Wanderzirkus Bell & Myers in Murten Halt. Mit im Gefolge waren auch ein männlicher und ein weiblicher Elefant. Der Bulle tötete in den frühen Morgenstunden seinen Wärter, danach kam es zu einer wilden Verfolgungsjagd quer durch Murten. Schlussendlich gelang es den Bürgern, den Elefanten durch den Bau von Barrikaden in einer Sackgasse einzukesseln. Weil man davon ausging, dass Gewehrkugeln nicht viel ausrichten würden gegen den grauen Riesen, orderte man in Freiburg eine Kanone. Mit dieser wurde eine drei Kilogramm schwere Kugel abgefeuert, welche den Elefanten auf der Stelle tötet. Der Zirkus zog weiter – der Kadaver wurde zurückgelassen und von zwei Murtener Metzger verwertet. Das Skelett des Elefantenbullen ist heute im Naturhistorischen Museum ausgestellt. Wer genau hinschaut erkennt, dass beim linken Rippenbogen ein Loch mit Draht zusammengeflickt wurde.
Die freie Theatergruppe Vor Ort hat diesen Geschehnissen aus dem Jahr 1866 nun ein Theaterstück gewidmet. Ab morgen läuft «Der Elefant von Murten» im Berner Stadttheater. Zur Dekoration hat das Naturhistorische Museum der Theatergruppe den goldenen Elefanten ausgeliehen, der normalerweise auf dem Dach des Museums steht. Beim Umzug waren nicht nur Regisseure und Schauspieler*innen beteiligt, sondern auch Stückschreiber Uwe Lützen war vor Ort. Mit den historischen Geschehnissen rund um die Elefantentötung lasse sich auch viel über die Gegenwart aussagen, sagt Lütze im Interview mit RaBe.
Der Elefant von Murten, Stadttheater Bern, 13, April bis 26. Juni 2019