Weltweit befinden sich 7000 Kurd*innen im Hungerstreik, um für die Freilassung Abdullah Öcalans zu protestieren, im Sudan bleibt die Lage auch nach dem Regierungswechsel angespannt und das Centre Dürrenmatt in Neuenburg widmet Helvetismen eine Ausstellung. Das und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
7000 Kurd*innen im Hungerstreik
Weltweit befinden sich über 7000 Kurd*innen im Hungerstreik. Aktivisten, politische Gefangene, kurdische Politikerinnen und Solidarisierende protestieren damit gegen die Isolationshaft von Kurdenführer Abdullah Öcalan. Seit insgesamt 20 Jahren ist Öcallan inhaftiert, seit 8 Jahren wird ihm jeglicher Kontakt zur Aussenwelt verweigert, selbst der zu seinen Anwälten. Der Kurdenführer lebt isoliert auf der Gefängnisinsel Imrah vor der türkischen Hauptstadt Istanbul – das Todesurteil wegen Hochverrat wurde in der Zwischenzeit in eine lebenslange Strafe umgewandelt. Mit dem unbefristeten Hungerstreik wollen die Aktivist*innen erreichen, dass die türkische Regierung Öcalans Isolationshaft aufhebt. Unterstützt wird der Streik auch vom kurdischen Frauenrat Mizgin in Bern.
Mehr zu Abdullah Öcalan und dessen Inhaftierung gibts im RaBe-Beitrag vom 15. Februar 2019 zu hören.
Sudan nach dem Militärputsch
Freude und Jubel waren riesig im Sudan, als nach monatelangen Protesten Ende letzter Woche die langjährige Diktatur von Machthaber Omar al-Baschir durch einen Militärputsch beendet wurde. 30 Jahre lang hatte der arabische Nationalist und islamische Fundamentalist al-Baschir vor allem Angehörige der schwarzafrikanischen Bevölkerung terrorisiert, verfolgt und unterdrückt. Vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag läuft ein Verfahren gegen ihn wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in der Region Darfur.
Seit dem Militärputsch hat ein Militärrat die Macht übernommen. Dieser hat angekündigt, mit der bisherigen Machtelite komplett zu brechen und nach einer Übergangsfrist von zwei Jahren freie Wahlen abzuhalten.
Trotzdem bleibt die Lage angespannt und die Demonstrationen gehen vorerst weiter. Die Bevölkerung ist überzeugt, dass bisher nur die Köpfe des Regimes ausgewechselt wurden, nicht aber der gesamte Machtapparat. Dieser Überzeugung ist auch der in Bern wohnhafte Asylsuchende M.A. aus der sudanesischen Region Darfur. Er hat aufgrund seiner Ethnie besonders gelitten unter den Repressalien des Regimes und ist deshalb in die Schweiz geflohen.
Schnauz, Randen und Cervelat
Bahnhofbuffet, Einnachten, Dienstbüchlein, Geissbock – dies alles sind Helvetismen, also typisch Schweizerische Wörter, die in Deutschland nicht gängig sind und vielleicht auch nicht verstanden werden. In der viersprachigen Schweiz existieren aber nicht nur deutsche Helvetismen, sondern auch typische Tessiner und Westschweizer Ausdrücke, die in Italien oder Frankreich nicht geläufig sind. So spricht man in der Westschweiz zum Beispiel von Röstis, Bancomat und Ristretto, in der italienischsprachigen Schweiz von Landjäger, Rolladen oder Panaché. Die Beispiele zeigen: Die drei Landessprachen befruchten sich gegenseitig.
Das Centre Dürrenmatt in Neuchâtel hat den Helvetismen nun eine eigene Ausstellung gewidmet. Diese zeigt, wie reich die Schweiz doch an Ausdruck ist. Die Abgrenzug des Helvetismus zum Dialektwort sei allerdings nicht immer ganz einfach, sagt Kurator Michael Fischer im Interview mit RaBe.
Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt, der Namensgeber des Centre, hätte seine wahre Freude an der Ausstellung «Helvetismen» gehabt, hat er sich doch zeitlebens für die Eigenheiten der Schweizer Sprache stark gemacht. Schliesslich sind Helvetismen Teil unserer sprachlichen Identität. Als Dürrenmatt einmal in Deutschland eine Rede hielt – in seinem schweizerisch gefärbten Deutsch – bat ihn ein Zuhörer, er möge doch Hochdeutsch sprechen. Dürrenmatt antwortete: «Ich kann nicht höher.»
«Helvetismen», Centre Dürrenmatt, Neuchâtel, 14. April – 21. Juli 2019.