Bei der 14. Ausgabe der Berner Kurzfilmnacht gibst Sean Wirz‘ Flüchtlingsdrama «Yara» zu sehen, ArtStadtBern zeigt Kunst in Dachstöcken, Kellern und Privaträumlichkeiten und: 40 Jahre ists her, seit Maggie Thatcher neoliberale Wirtschaftspolitik voranzutreiben begann. Dies und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Flüchtlingsdrama «Yara» an 14. Berner Kurzfilmnacht
Bereits zum 17. Mal wird morgen Freitag die Berner Kurzfilmnacht durchgeführt, ensprechend sind die Leinwände von Cinématte und cineBubenberg ganz für den kurzen Film reserviert. Rund vier Stunden lang gibt es filmische Werke unterschiedlichster Machart zu sehen – vom spannenden Actionthriller, über den lustigen Animationsfilm bis hin zur informativen Doku ist alles dabei.
Die Kurzfilmnacht findet nicht nur in Bern, sondern in insgesamt 12 Schweizer Städten statt. Es gehört zur Tradition, dass in jeder Stadt jeweils eine lokale Premiere gezeigt wird. In Bern ist dies Yara, das 23-minütige Werk von Sean Wirz. Sein Film funktioniere sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, sagt der Berner Filmemacher, und dies obwohl darin durchaus ernste Themen verhandelt werden.
«Yara» erzählt die Geschichte des 12-jährigen kurdisch-schweizerischen Buben Isaf, der auf seinem Dachboden das traumatisierte syrischen Flüchtlingsmädchen Yara entdeckt. Trotz aller Vorurteile beginnt sich ein zartes Band der Freundschaft zwischen den beiden zu entwickeln. Das Glück währt allerding nicht lange, denn plötzliche stehen die Behörden vor der Tür und zerstören sämtliche Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.
Wirz‘ Kurzfilm basiert auf der literarischen Vorlage «Soheila, oder ein Himmel aus Glas» von Hansjörg Betschart. Einfühlsam verhandelt «Yara» Themen wie Zivilcourage, das Überkommen von Vorurteilen, Freundschaft und Nächstenliebe. Stark: die beiden jungen Protagonisten Roni Tufan und Mariana dos Santos Mayer, die Wirz quasi von Berner Strassen weggecastet hat.
Berner Kurzfilmnacht, FR 3.5.19, Start Cinématte 19 Uhr, cineBubenberg 20 Uhr, das ganze Programm gibts hier
ArtStadtBern: Kunst in Berner Kellern und Privatwohnungen
Es ist ein Kunstfestival der besonderen Art, das an diesem Wochenende die Berner Altstadt beleben wird. Während zwei Tagen können Besucherinnen und Besucher der ArtStadtBern Räumlichkeiten entdecken, die für die Öffentlichkeit ansonsten kaum zugänglich sind. In Kellern, Dachstöcken, Treppenhäusern, privaten Wohnräumen und öffentlichen Gebäuden realisieren über 60 Künstlerinnen und Künstler ihre Projekte, die sich in irgendeiner Form auf diese verborgenen Räume beziehen. Ihre Interventionen, zu denen sie sich etwa durch bauliche oder architektonische Gegebenheiten inspirieren lassen, sollen die Altstadt somit neu erlebbar machen.
Die ArtStadtBern will aber nicht nur kunstinteressierte Menschen ansprechen, sondern ein möglichst breites, entdeckungsfreudiges Publikum. Das Festival orientiert sich aus diesem Grund nicht nur an den bildenden Künsten, sondern auch an der Literatur und der Musik. In allererster Linie geht es aber darum, die Berner Altstadt von einer völlig unbekannten Seite zu beleuchten.
Adrien Rihs, Mitglied des Organisationskomitees der ArtStadtBern war bei uns im Studio zu Gast und erklärte worum es bei diesem Kunstfestival der «besonderen Art» genau geht.
ArtStadtBern, FR 3.5.2019, 17 – 22 Uhr & Samstag, 4. Mai 2019, 14 – 22 Uhr, Eintritt frei, alle weiteren Infos gibst hier
40 Jahre Thatcher… und Neoliberalismus
Weniger Staat, mehr Markt. Vereinfacht gesagt, ist dies der Grundsatz der neoliberalen Wirtschaftsideologie, eine Ideologie, die bis heute die Welt beeinflusst, obwohl sie spätestens seit der Finanzkrise von 2008 als äusserst fragwürdig erscheint. Geprägt und vor allem auch gefördert wurde die neoliberale Wirtschaftspolitik von zwei historischen Köpfen am Ende des letzten Jahrhunderts: von U.S. Präsidenten Ronald Reagan und von der britischen Premierministerin Maggie Thatcher.Vor ziemlich genau vierzig Jahren, Am 4. Mai 1979 , wurde Maggie Thatcher von Königin Elizabeth II zur neuen Regierungschefin erklärt. Danach begann ein beispielloser Umbau der Wirtschaftsstruktur, der bis heute nachhallt. Maggie Thatcher begann Steuern zu senken, grosse Teile des Staates zu privatisieren und sie deregulierte Märkte, insbesondere den Finanzmarkt. Die Macht der Gewerkschaften wurde gebrochen und ganze Industriezweige lahm gelegt. Die neoliberale Ideologie schien zuerst zu funktionieren und wurde quasi gekrönt durch den Zerfall der Sowjetunion und dem Ende des «real existierenden» Kommunismus in Osteuropa. Kein Wunder sah sich Maggie Thatcher als grosse Siegerin, als sie 1990 von ihrer konservativen Tory Partei fallen gelassen wurde und zurücktrat.
Spätestens 2008 zeigte die Finanzkrise dann aber auf brutale Art und Weise, dass das neoliberale System nicht wirklich funktioniert. Thatcher und Co. hatten Menschen aus allen Einkommensklassen ermutigt, in Hauseigentum zu investieren und dafür Schulden bei den Banken aufzunehmen. Als die liberalisierte Finanzwirtschaft ins Wanken geriet und viele Menschen ihre Schulden und Schuldzinsen nicht mehr berappen konnten, «crashte» das System und riss ganze Länder mit in den Abgrund. Ein Fehler war auch, dass Thatcher und Co. glaubten, weniger Steuern und Gesetze würden erfolgreiche Unternehmen dazu animieren, ins Allgemeinwohl zu investieren. Meistens aber blieben die Profite bei den Reichen, machten diese noch reicher und nützten der Allgemeinheit wenig.
40 Jahre nach dem Beginn der Thatcher-Ära ist es dringend nötig, den Neoliberalismus in Frage zu stellen: