Der Konsumentenschutz schaut der Versicherungslobby auf die Finger, der WWF nimmt den ökologischen Fussabdruck der Schweiz unter die Lupe und eine Männergruppe macht sich für die Anliegen des Frauenstreiktags stark. Dies und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Versicherungslobbys diktieren neues Versicherungsvertragsgesetz
«Es gibt kaum ein Branche, die im Schweizer Parlament so viele Verbündete hat, wie die Versicherungsbranche. Laut Lobbywatch haben 39 National- und Ständeratmitglieder direkte Mandate oder sind indirekt mit Versicherungen verbunden. 49 Versicherungen und Organisationen vertreten ihre Anliegen in Bundesbern. Das dürfte denn auch der Grund sein, warum der Vorschlag zu einem revidierten Versicherungsvertragsgesetz vor allem im Sinn der Versicherungskonzerne und weniger im Sinn der Versicherten ausfällt. Diese Woche debattiert der Nationalrat in einer Sondersession über diese Vorschläge.
Die Stiftung Konsumentenschutz Schweiz SKS kritisiert die Gesetzesänderungsvorschläge und kündigt Widerstand an. «Es kann nicht sein, dass jemand dreissig Jahre lang in eine Krankenzusatzversicherung einzahlt und die Versicherung von einem Tag auf den anderen die Versicherung verändern darf, ohne Einverständnis des Versicherten. Es ist eine Frechheit, wenn der Versicherte darauf nur mit der Kündigung der Versicherung reagieren kann. Viele ältere Versicherte haben danach Mühe, wieder eine ähnliche Krankenzusatzversicherung abzuschliessen», sagt die Präsidentin des SKS, SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo, gegenüber RaBe. In einem mehrseitigen Forderungskatalog hat die SKS Punkte des neuen Gesetzes aufgeführt, die sie kritisiert. Prisca Birrer-Heimo findet es schade, dass ein ursprünglich gutes Gesetz auf Geheiss der Versicherungslobby total verwässert wurde.
Nach dem Nationalrat wird sich noch der Ständerat über das Versicherungsvertragsgesetz beugen. Falls die Versicherten tatsächlich in Zukunft massiv schlechter wegkommen, könnte die SKS das Referendum ergreifen.
Swiss Overshoot Day – Ressourcen für 2019 aufgebraucht
Würde man sämtliche Ressourcen unseres Planeten für ein Jahr zusammenfassen und auf die unterschiedlichen Länder verteilen, dann hätte die Schweiz ihren Anteil bereits heute, also nach nur fünf Monaten, aufgebraucht. Darum ist der heutige 7. Mai der sogenannte Swiss Overshoot Day – Schweizerischer Erdüberlastungstag.
Für den Rest des Jahres leben wir einmal mehr auf «Pump», auf Kosten anderer der kommenden Generationen. Oder anders formuliert: Würden weltweit alle so leben wie wir hierzulande leben, dann bräuchte die Menschheit jedes Jahr ziemlich genau drei Planeten. Die Menschheit selbst verbraucht jedes Jahr Waren und Dienstleistungen, die der jährlichen Regenerationskraft von 1,7 Planeten entsprechen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Der ökologische Fussabdruck der Schweiz ist schlicht und einfach gigantisch und die Gründe dafür schon fast beschämend. «Wir fliegen im Schnitt dreimal so viel wie ein durchschnittlicher EU-Bürger, fahren die schwersten Autos von ganz Europa und gehören weltweit zu den grössten Abfallproduzenten», hält Corine Gyssler (WWF) gegenüber Radio RaBe fest. Mit 700 Kilogramm Abfall pro Person und Jahr haben wir hierzulande eines der höchsten Abfallaufkommen der Welt. Eigentlich erstaunlich in Anbetracht der Tatsache, dass die Schweiz global gesehen über eines der besten Abfall- und Recyclingsysteme verfügt.
Hinzu kommt der CO2-Ausstoss. Durchschnittlich produzieren wir pro Person und Tag so viel CO2, wie 600 mit dem Klimagas gefüllte Abfallsäcke fassen. In einer nachhaltigen und grünen Gesellschaft beträgt unser Budget aber nur 30 Säcke pro Kopf und Tag – also 20-mal weniger, als wir gegenwärtig verursachen. Einer der zentralen Gründe dafür liegt in erster Linie in unserem Flugverhalten. Zwar wissen wir alle, dass Flugreisen unserem Klima enorm schaden, dennoch wird heute so viel geflogen wie noch nie. Allein in den letzten 20 Jahren haben sich die Passagierzahlen weltweit verdoppelt. Die Schweizer Flughäfen zählten derzeit fast 60 Millionen Passagiere, – das entspricht, verglichen mit dem Jahr 2005 einer Zunahme von rund 75 Prozent. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Kerosin nach wie vor kaum besteuert wird und die Flugtickets dementsprechend zu Discounter-Preisen verkauft werden können.
Bildquelle: www.overshootday.org
Wer wissen möchte, wie es um den eigenen ökologischen Fussabdruck steht, kann ihn auf dem aktualisierten Footprint-Rechner des WWF berechnen.
Männergruppe für Frauenstreiktag
Am 14. Juni rufen Gewerkschaften und Aktivistinnen Frauen in der Schweiz auf zu streiken: Für Lohngleichheit, gegen sexuelle Belästigung und für eine gerechte Verteilung von Hausarbeit. Doch was ist eigentlich mit den Männern? Viele der Forderungen des Frauenstreiks richten sich explizit an Männer. Diese sollen mehr Hausarbeit übernehmen, sich mehr um Kinder kümmern, öfters die Pflege von Angehörigen übernehmen und einen Teil der Macht abgeben, die sie in Politik und Wirtschaft innehalten.
In Bern hat sich eine Unterstützungsgruppe aus Männern zusammengetan, welche sich aktive am Frauenstreik für die Sache der Frau stark machen will. Thomas Brückmann von der RaBe-Sendung Polyphon hat Dirk getroffen, der seit Beginn in dieser Gruppe aktiv ist. Das ganze Interview gibt’s in der heutigen Ausgabe von polyphon zu hören, in welcher die Frage verhandelt wird, ob Männer feministisch sein können – heute um 17 Uhr auf RaBe, oder als podcast auf polyphon.org.