Ihre Musik beeinflusste Bob Dylan, Tim Hardin, Fred Neil und viele andere Folk-Musiker der 60er und 70er-Jahre – ihr selber sollte der grosse Erfolg jedoch zeitlebens verwehrt bleiben. Die Rede ist von der US-amerikanischen Folksängerin, Gitarren- und Banjospielerin Karen Dalton. Diese erblickte 1938 in Oklahoma das Licht der Welt und vermochte mit ihrer unverkennbaren Stimme den Weltschmerz des Folk und Blues auszudrücken, wie kaum eine andere.
Die Lausanner Filmmacherin und Künstlerin Emmanuelle Antille hat sich auf Spurensuche begeben und 2018 den Dokumentarfilm A Bright Light – Karen and the Process herausgegeben. Darin zeichnet Antille ein Bild von Dalton als Ausnahmemusikerin, die sich dem System und künstlerischen Kompromissen so weit als möglich zu widersetzte versuchte. Karen Dalton war eine hochsensible und introvertierte Frau, die zeitlebens mit Drogen- und Alkoholkonsum zu kämpfen hatte. Der musikalische Durchbruch wollte trotz Albumaufnahmen und Europa-Tournee nie gelingen – zu mächtig waren Schüchternheit, Lampenfieber und vielleicht auch die Suchtkrankheit.
In ihrem Roadmovie, der Antille von Colorado, über New Orelans, Nevada und New York bis nach Woodstock führt, besucht die Filmemacherin Daltons Lebensstationen und lässt Zeitzeugen und Weggefährten zu Worte kommen. Darüber hinaus verwebt sie alte Filmaufnahmen, Fotografien und Berichte mit aktuellen Interviews und lässt sich von Daltons Kreativität zu einem eigenen Spiel mit filmischen Darstellungsmöglichkeiten inspirieren. Somit ist A Bright Light – Karen and the Process nicht einfach nur ein Dokumentarfilm über Karen Dalton, sondern auch ein sphärischer Essay, in dem sich Antille mit ihrem eigenen künstlerischen Schaffensprozess auseinandersetzt.
A Bright Light – Karen and the Process, 23.5. Kino Rex Bern, im Anschluss Live-Konzert von Laure Betris (Kassette), Melissa Kassab, Dayla Mischler (Delia Meshlir) und Pamela Mendez.