Eine neue Studie des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern zeigt, wie verbreitet sexuelle Gewalt gegen Frauen in der Schweiz tatsächlich ist. Die repräsentative Umfrage zeigt: Jede zweite Frau hat Angst vor sexueller Belästigung, jede fünfte Frau erlebte bereits sexuelle Handlungen gegen ihren Willen und jede achte Frau hatte ohne ihr Einverständnis Sex. Kaum ein sexueller Übergriff wird angezeigt. Zu schwach ist das Vertrauen in die Justiz. Das sei nicht überraschend, sagt Nora Scheidegger, Expertin für Sexualstrafrecht.
Nur einer von zehn Tätern werde verurteilt. Der Strafprozess sei von der Erstbefragung an bis zum Urteil Opferfeindlich. Der Fokus werde darauf gelegt, ob sich die Frau gewehrt hat oder nicht, und nicht darauf, was ihr angetan wurde. Wir haben mit Nora Scheidegger über die Vorbildfunktion des Gesetzes und Vergewaltungsmythen gesprochen. Zusammen mit Amnesty International und der Fachstelle Opferhilfe bei sexueller Gewalt Lantana fordert sie eine Reform im Strafrecht. Das jeder sexuelle Übergriff ohne Einverständnis als Straftat gelten muss, bestimmt auch die Istanbul-Konvention. 2018 trat die Konvention in der Schweiz in Kraft. Das Gesetz wurde bisher jedoch nicht angepasst. Eine Petition soll die Verschärfung nun vorantreiben.