Agrarmultis und Kantone im Geschäft. Wie mit lukrativen Steuerdeals Agrarunternehmen in die Schweiz gelockt werden. Geflüchtete, die hoffen, nicht zum Zahnarzt zu müssen. Denn sonst heisst es oft, der Zahn könne nur gezogen und nicht behandelt werden. In unserer Serie zum Frauen*streik am 14. Juni kommt regt sich heute die Satirikerin Lisa Catena über die Untervertretung von Frauen im Comedy-Business auf. Hier der Podcast mit den Hintergründen:
Wie Schweizer Kantone Agrarhandelskonzerne anlocken
«Die Schweiz ist entweder einer der grössten oder sogar der grösste Handelsplatz für Agrargüter weltweit», sagt Silvie Lang von der entwicklungspolitischen Organisation Public Eye. Public Eye hat soeben einen längeren Bericht über die Machenschaften im Agrarhandel veröffentlicht. Immer mehr internationale Agrarhandelskonzerne haben ihren Hauptsitz in der Schweiz, insbesondere in Genf oder in der steuergünstigen Zentralschweiz. Die Nähe zum Schweizer Finanzplatz ist ein praktischer Standortfaktor. Ausserdem sei die offizielle Schweiz sehr tolerant gegenüber Grosskonzernen und deren Verantwortung, sagt Silvie Lang gegenüber RaBe. Ähnlich wie beim Rohstoffhandel steht auch der Agrarhandel unter Verdacht, es mit Menschenrechten und Umweltschutz nicht so genau zu nehmen.
Die Schweizer Behörden schauen weg und versprechen den Konzernen stattdessen lukrative Steuerdeals und andere Annehmlichkeiten. Public Eye konnte – nach langem Ringen – Einsicht erhalten in eine Absichtserklärung, die der Kanton Genf dem chinesischen Agrarhandelskonzern COFCO gemacht hat. Für Public Eye war es neu, dass nicht nur die offizielle Schweiz, sondern auch einzelne Kantone solche Absichtserklärungen verfassen, erzählt Silvie Lang im Interview mit RaBe:
Unmenschliches Zähneziehen bei Geflüchteten
Schöne Zähne gehören in der Schweiz zur Visitenkarte eines Menschens. Über fünfzig Prozent aller Jugendlichen zwischen fünfzehn und vierundzwanzig Jahren tragen eine Zahnspange. Das hierzulande Zähne gezogen werden, nur wegen einem kleinen Loch oder einer Entzündung, ist unvorstellbar. Für Geflüchtete mit Nothilfe ist dies aber die bittere Realität. Haben sie Zahnschmerzen, müssen sie ein Gesuch stellen, um zum Zahnarzt zu dürfen. Bezahlt wird nur das Minimum, nur sogenannte Schmerzbehandlungen sind zugelassen. Das bedeutet im Klartext, dass Zähne, die einfach gerettet werden könnten, gezogen werden. Ein Berner Zahnarzt, der in diesem Vorgehen eine gewalttätige Dimension sieht, hat Stadträtin Zora Schneider von der Partei der Arbeit (PdA) auf diesen Missstand aufmerksam gemacht.
Nachdem sie sich weitere Meinungen eingeholt hat, reichte sie letzten Herbst eine Motion ein beim Gemeinderat. Sie fordert eine sinnvolle und menschliche zahnmedizinische Versorgung für Geflüchtete mit Nothilfe. Die Zahnbehandlung nach dem Aufenthaltsstatus von Geflüchteten zu richten sei willkürlich. Momentan richtet sich die Finanzierungsstrategie nach den Vorgaben des Kantons, die Stadt kann diese aber verbessern, wenn sie eine eigene Strategie erarbeitet. Der Gemeinderat hat die Moton als erheblich erklärt, nun ist der Ball beim Stadtrat. Es gibt aber noch viele unbekannte Faktoren. Einer davon ist die Reorganisation des Asylbereichs des Kantons Bern. Zora Schneider hofft auf eine einheitliche Lösung. Es sei ungerecht, dass nur die Menschen, die jemanden kennen, eine angemessene Behandlung erhalten. Viele müssten entweder die Schmerzen aushalten oder ihnen werden die Zähne gezogen. Ein unvollständiges Gebiss habe sowohl gesundheitliche wie auch psychische Folgen. Der Betroffene A.Ll. (der Name ist der Redaktion bekannt) mit Ausweis F beschreibt es so: „Ohne Zähne bist du nackt.“
RaBe konnte sich mit A.Ll. und Zora Schneider unterhalten:
Lisa Catena über Frauen in der Comedy
«Frauen sind nicht lustig.» Dieses veraltete Klischee sei ihr auch schon begegnet, sagt Komikerin, Satirikerin und Kolumnistin Lisa Catena.
Einst startet die Bernerin ihre Bühnenkarriere in einer Punkband, heute tourt sie mit ihren preisgekrönten Comedy-Programmen durch die Schweiz und Deutschland. Ausserdem ist Lisa Catena die einzige Frau, welche im deutschsprachigen Raum der Schweiz ihre eigene politische Comedy-Sendung hostet: Die Satire-Fraktion auf SRF1. Die Quote der Frauen, welche Lisa Catena jeweils in ihre Sendung einlädt, liegt bei rund 60%. Es sei ihr ein Anliegen all diejenigen Stimmen Lüge zu strafen, welche behaupten, dass Comediennes nicht lustig seien oder dass sich keine finden liessen für öffentliche Auftritte, sagt Catena im Interview mit RaBe.
Die nächste Sendung Satire-Fraktion ist am 19. Juni auf SRF1 zu hören, weiter Auftrittsdaten von Lisa Catena finden sich hier.