Vor 45 Jahren marschierten türkische Truppen in Zypern ein – seither ist das Land durch eine UNO-Puffer-Zone geteilt – das Info macht den ZEITSPRUNG. An der Aare verschwestern sich Theaterschauspielerinnen und Zirkusartistinnen im «Cirque de Loin» – das Info besucht die wilde Truppe bei den Proben zu ihrem neuen Stück «Soror».
Die Teilung Zyperns
„Am Samstag, den 20. Juli 1974 wurden wir noch vor 6 Uhr früh vom Lärm der Kampfflugzeuge geweckt. Wir schalteten daraufhin das Radio ein, in welchem gerade verkündet wurde, dass die türkische Invasion in der Gegend um Kyrenia angefangen habe.“ So erinnert sich die griechisch-zyprische Zeitzeugin Ioanna Hadjipanteli. Sie war damals 21 Jahre alt und hatte gerade ihr Studium abgeschlossen.
Vor der Ankunft der türkischen Armee lebten griechische und türkische Zyprer*innen friedlich zusammen – teilweise auch in gemischten Städten und Nachbarschaften. Als dann im Juli 1974 Offiziere der zyprischen Nationalgarde (mit Unterstützung der griechischen Militärjunta in Athen) versuchten, die lokale Regierung zu putschen um so den Anschluss Zyperns an die griechische Militärdiktatur zu erreichen, sah sich die türkische Armee als Schutzmacht der türkischen Zyprer*innen zur Intervention gezwungen. Es folgten wochenlange militärische Auseinandersetzungen, kaum erfolgreiche Friedensgespräche in Genf und die Vertreibung von rund 200’000 Personen: Griechische Zyprer*innen flohen in den Süden der Insel, türkische in den Norden.
Seit dem Sommer 1974 ist Zypern nun also de facto in zwei Gebiete geteilt: das griechisch geprägte EU-Mitglied Republik Zypern im Süden und das nur von Ankara anerkannte Staatsgebilde im Norden. Dazwischen liegt eine von der UNO kontrollierte Pufferzone.
In unserer Rubrik Zeitsprung blicken wir zurück auf die Ereignisse im Sommer 1974, aus der Perspektive der jungen griechischen Zyprerin Ioanna, welche aus Gialousa stammt, einem Dorf auf der 80km langen Halbinsel Karpas im Nordosten Zyperns:
Vier Schwestern auf… und neben der Bühne des «Cirque de Loin»
Zirkus, Theater, Performance, Musik… irgendwo an der schmalen Grenze von gutem und schlechtem Geschmack. Da bewegt sich der Cirque de Loin, der im Moment auf dem Gaswerkareal am Aare-Ufer von Bern gastiert. Am 11. Juli starten dort die vier Artistinnen des verrückten Zirkus – Martina Momo Kunz (Les Memoires d’Helène), Newa Grawit, Carolin Jakoby und Aedin Walsh – ihr neuestes Stück Soror:
Das Stück «Soror» geht um vier Schwestern, ihren verstorbenen Vater und generell um das Thema Familie oder wie sie es ausdrücken: «So konsequent liebevoll und brutal, wie es nur in Familien möglich ist. In einer elektrisierenden Mischung aus Schauspiel und Artistik setzt sich SOROR mit den Abgründen der Familie auseinander. Ungeschliffen, absurd, zart – und ohrenbetäubend komisch.»
Die vier Artistinnen des Stücks vermischen Zirkuskunst und Theater. Sie leben im Moment zusammen auf dem Gaswerkareal und teilen sich alles. Zuweilen flössen ihre Alltagserfahrungen als temporäre Schwestern ins Stück ein, sagen Newa Grawit und Martina Momo Kunz im Interview mit RaBe. Mit einer grossen Portion Artistik soll das Stück die Leute verzaubern, mit Elementen der Performancekunst ein bisschen provozieren.
Aufführungen auf dem Berner Gaswerkareal: 11. / 12. / 13. / 17. / 18. Juli 2019, jeweils um 20 Uhr
Aufführungen am Säbeli Bum Festival in der Heitere Fahne in Wabern: 21. bis 23. August 2019, jeweils um 20 Uhr.