Die Gewerkschaft Unia Jugend befragt Lernende zu ihren Problemen im Arbeitsalltag, die Entwicklungsorganisation Solidar Suisse untersucht, wie solidarisch Schweizer Gemeinden einkaufen und wir fragen, was mit den vielen jungen Geisslein passiert, die man den Muttertieren zwecks Milchverwertung wegnimmt. Dies und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Sexuelle Belästigung im Alltag von Lernenden
Über 800 Lernende haben an einer Umfrage der Gewerkschaft UNIA Jugend zu Problemen im Arbeitsalltag teilgenommen. Rund ein Drittel der Befragten berichtet von sexueller Belästigung im Alltag, und zwar nicht nur in verbaler Form. Auch Mobbing scheint vielerorts gang und gäbe zu sein. Mit Stress sind rund 70% konfrontiert und fast zwei Drittel müssen zuweilen Überstunden leisten, obwohl das in der Berufslehre nur ausnahmsweise passieren sollte.
Grundsätzlich seien junge Lernende zufrieden mit der Berufslehre, sagt Katrin Ziltener, nationale Jugendsekretärin der UNIA, gegenüber RaBe. Aber dass sexuelle Belästigung bei vielen zum Alltag gehöre, sei höchst alarmierend. Die UNIA fordert die Lehrbetriebe auf, Nulltoleranz bei sexueller Belästigung zu zeigen. Der Schutz der Auszubildenden komme zuerst – auch in Bezug auf Überstunden und Nachtarbeit.
Schweizer Gemeinden werden solidarischer
Die Entwicklungsorganisation Solidar Suisse untersucht jedes Jahr, wie solidarisch sich Schweizer Gemeinden verhalten und präsentiert die Resultate im «Solidar-Gemeinderating». Untersucht wird, ob eine Gemeinde ihre Beschaffungen nachhaltig tätigt und ob sie in die internationale Entwicklungszusammenarbeit investiert.
Seit 2011 gibt es dieses Rating. Erfreulich: Aktuell ist die Situation besser denn je. Immer mehr Gemeinden geben ihr Geld bewusst aus, das heisst, dass im Beschaffungswesen vermehrt darauf geachtet wird, dass Einkäufe umweltverträglich und sozial sind. Das ist wichtig, denn Gemeinden geben jährlich rund 16 Milliarden Franken für die Beschaffung von Gütern aus. Sie sind eine Marktmacht und merken langsam, dass Kaufentscheidungen weltweit Konsequenzen haben. Katja Schurter von Solidar Suisse ist froh über diese Entwicklung und sagt gegenüber RaBe: «Nicht nur die Konsument*innen kaufen heute nachhaltiger ein, sondern auch die öffentliche Hand.»
Wohin mit jungen Geisslein?
Die Nachfrage nach Ziegenmilch steigt stetig, im Vergleich zur Kuhmilch sei sie nämlich besser verträglich und habe mehr Nährstoffe. Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik wird in der Schweiz heute rund doppelt so viel Ziegenmilch produziert wie vor 20 Jahren.
Doch genau wie beim Menschen geben auch Tiere nur dann Milch, wenn sie Nachwuchs haben: Ohne Geburten keine Milch. Dieser Nachwuchs hat auf dem Markt jedoch kaum einen Wert. Gemäss Zahlen des Schweizer Tierschutz STS essen Menschen in der Schweiz nur rund 70g Ziegenfleisch pro Kopf und Jahr. Junge Geisslein sind also schlicht ein Nebenprodukt der Ziegenmilchproduktion und somit für einen Landwirtschaftsbetrieb nur von wenig Interesse. Dementsprechend schlecht würden sie laut dem Schweizer Tierschutz STS oft gehalten.
Cesare Sciarra, Leiter vom Kompetenzzentrum Nutztiere beim STS, sieht dringenden Handlungsbedarf. Er sagt, es brauche eine bessere Rückverfolgbarkeit der Tiere und fordert die Einführung von Mindeststandards bei Fütterung, Haltung und Schlachtung.