Die Staatsanwaltschaft verpasst einem Jungsozialisten einen Maulkorb und das Zentrum für Kulturproduktion Progr feiert 15-jähriges Bestehen. Dies und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Maulkorb für Jungsozialisten
Am Rande der Kundgebung des «Bündnisses antifaschistische Demonstration Bern» vom Oktober 2017 filmte der Berner Jungsozialist Beni Stückelberger einen seiner Meinung nach ungerechtfertigten Polizeieinsatz. Die Polizei zwang ihn noch vor Ort, das Videomatieral zu löschen. Stückelberger klagte wegen Amtsmissbrauch und verlor. Das Berner Obergericht stellt sich auf die Seite der Polizei, wonach das Verhalten des Jungsozialisten den Einsatz behindert habe und das Videomaterial eine mögliche Gefahr für die beteiligten Polizisten bedeutet hätte. Stückelberger prüft nun die Möglichkeiten, den Fall vor Bundesgericht weiterzuziehen.
Das Bristante an dem Fall ist, dass die Berner Staatsanwaltschaft Beni Stückelberger einen Maulkorb verpasst hat bzw. ihm untersagt hat, sich öffentlich zu diesem Fall zu äussern. Nachdem der Fall im Oktober 2017 für Schlagzeilen sorgte, habe der betroffene Polizist bei der Berner Staatsanwaltschaft beantragt, den Fall zukünftig aus den Medien rauszuhalten. Stückelberger bezieht sich auf Aussagen von diversen Anwältinnen wenn er sagt, dass eine solch drastische Massnahme normalerweise höchstens bei Fällen von organisierter Kriminalität zur Anwendung komme.
15 Jahre Progr
Seit 1885 wurde der markante u-förmige Bau beim Waisenhausplatz als Schulhaus genützt, zuerst als Gymnasium, später dann als «Untergimer», als also Progymnasium. Daher stammt auch der Name: Progr. Vor 15 Jahren zogen die letzten Schüler*innen aus und der Progr sollte zur Abteilung Gegenwartskunst des Kunstmuseums umfunktioniert werden. Zwischenzeitlich wurden die Räumlichkeiten Künstler*innen zur Zwischennutzung überlassen.
Dies war die Geburtsstunde des Hauses, wie wir es heute kennen: ein Atelierhaus mit rund 70 Räumen, das ganz im Zeichen der Kunstproduktion stehen. 2009 reichte nämlich ein Kollektiv die Initiative Pro Progr ein, welche vom Berner Stimmvolk mit klaren 66% angenommen wurde. Aus der Zwischennutzung war somit ein 30-jähriges Nutzungsrecht geworden.
Seit 15 Jahren im Progr beheimatet ist auch Peter Aerschmann, ein Videokünstler, der 2009 zu den Initianten der Pro-Progr-Initiative gehörte und sieben Jahre im Stiftungsrat einsass. Bildende Künstler*innen seien im Laufe der Jahre weniger geworden im Progr, sagt Aerschmann. Silvia Hofer, welche seit 10 Monaten als Geschäftsleiterin amtet, begründet die Verschiebung der Sparten mit der Tatsache, dass ein Atelier im Progr im Vergleich mit subventioniertem Raum doch eher teuer sei.«Bildende Künstler*innen brauchen für ihre Installationen oft viel Raum, also ein ganzes Atelier und da fallen die 800 Franken, welche ein ehemaliges Schulzimmer monatlich kosten, natürlich ins Gewicht.» Grafiker*innen hingegen brauchen nur einen Bildschirm und können sich zu fünft ein Atelier teilen.»
Im Interview mit RaBe schauen Aerschmann und Hofer zurück auf die vergangenen 15 Jahre und in die Zukunft des Zentrums für Kulturproduktion Progr.
Am Samstag 17. August feiert das Zentrum für Kulturproduktiuon Progr sein 15-jährige Bestehen. Zum ganzen Programm gehts hier.