Heute diskutiert das RaBe-Info mit dem Digitalunternehmer Raphaël Karlen über den Sinn des ersten Berner Digitaltags. Danach versucht das RaBe-Info dem Phänomen «Microdosing» mit psychoaktiven Substanzen wie LSD oder Rauschpilzen auf den Grund zu gehen:
Digitale Ängste abbauen
Am Dienstag, 3. September 2019, findet in der ganzen Schweiz zum dritten Mal der sogenannte «Digitaltag» statt. Ein Tag, an dem sich Staat und Wirtschaft als Vorreiter*innen der Digitalisierung präsentieren. Zum ersten Mal ist dieses Jahr auch Bern dabei. Ist das alles bloss PR für die Digitalisierung – unterstützt mit Steuergeldern?«Nein, wir sehen es bewusst nicht als einen PR-Anlass und auch kein ‹Cüpli-Trinker›-Treffen», sagt Raphaël Karlen vom Digital Impact Network, das in Bern den Digitaltag organisiert. Es gäbe auch Veranstaltungen, die sich sehr kritisch mit der Digitalisierung auseinander setzen, sagt er. «Wir möchten den Leuten die Ängste nehmen.»
Ganz sicher ist, unser Alltag wird immer digitaler. Die Veränderungen können Ängste auslösen, sind aber auch Chancen. Damit die Bevölkerung lernt, mit diesen Veränderungen umzugehen und auch über Entwicklungen – wie zum Beispiel bei der «künstliche Intelligenz» – diskutieren kann, wurde ein sehr breit gefächertes Programm für den Digitaltag in Bern zusammengestellt. Da die Digitalisierung alle Generationen betrifft, findet ein Grossteil der Veranstaltungen «passend» im Berner Generationenhaus statt.
Warum es in Bern einen Digitaltag braucht, erklärt Raphaël Karlen so:
Das detaillierte Programm gibt es online.
Microdosing – LSD- und Pilzrausch für die neoliberale Gesellschaft?
Der wachsende Trend psychoaktive Substanzen wie LSD oder Psilocybinhaltige Pilze in Kleinstdosierungen zu nehmen, passt zur heutigen Gesellschaft, die getrieben von der neoliberalen Ideologie nach immer mehr Leistung schreit. Im Unterschied zur traditionellen Anwendung, welche Menschen in psychedelische Rauschzustände versetzt, soll das sogenannte «Microdosing» die Leistung stärken und die Kreativität im Alltag fördern.
Obwohl Mikrodosierung von Rauschmitteln seit Jahrzehnten praktiziert wird, gibt es bis heute keine schlüssigen wissenschaftlichen Beweise, dass es tatsächlich etwas bringt. Das bestätigt auch Markus Berger, der das erste deutschsprachige Buch zum Thema herausgebracht hat: Microdosing ist 2019 im Nachtschatten Verlag erschienen. Es gebe jedoch Hinweise, dass Microdosing Menschen mit psychischen Problemen oder Migräne-Patient*innen tatsächlich geholfen hat, sagt Berger.
Microdosing unterscheidet sich grundsätzlich von der Minidosierung von LSD und ähnlichen Substanzen. Beim Microdosing sollten Anwender*innen keine offensichtlichen psychischen Veränderungen spüren, also zum Beispiel keine Halluzinationen erleben, was hingegen bei der Minidosierung durchaus möglich ist. Schwierig ist das Microdosing bei Rauschpilzen, die auch im Jura oder in den Schweizer Voralpen wachsen. Der psychoaktive Stoff Psilocybin ist sehr unterschiedlich stark in den Pilzen vorhanden. «Psychonaut*innen», die mit Pilzen Microdosing betreiben, gingen sehr vorsichtig vor, sagt Markus Berger gegenüber RaBe. Sie essen nur kleinste Teile der Pilze, den Stiel oder ein Stück vom Hut, denn sobald eine offensichtliche psychoaktive Wirkung eintritt, sprechen Expert*innen nicht mehr von Microdosing.
Microdosing von Substanzen wie LSD, Psilocybin oder Meskalin ist genau so illegal wie die «normale» Dosierung. Allerdings könnte das Phänomen Microdosing mithelfen, das Image dieser Rauschmittel zu verbessern und vielleicht eine Legalisierung herbeizuführen.
Markus Berger ist Ethnobotaniker, Drogenforscher, Buchautor und Chefredaktor des Magazins für psychoaktive Kultur Lucy’s Rausch – das RaBe-Gespräch:
Weiterführende Informationen zu LSD gibt es in diesem RaBe-Info-Beitrag (September 2018): Sorgenkind oder Wunderdroge?