Die Violinistin Cornelia Hauser rennt Ultra Trails. Flugreisende sollen mehr zahlen für die Verschmutzung, die sie anrichten. Der geflüchtete Syrer Ahmed H. erlebt eine Odysse durch das unmenschliche Justizsystem in Ungarn. Mehr im Info-Podcast:
Die Odyssee des Syrers Ahmed H.
8 Monate nach seiner Freilassung sitzt der Syrer Ahmed H. immer noch in Ungarn in Ausschaffungshaft.
Nach einem langjährigen politischen Schauprozess hatte ihn ein ungarisches Gericht am 20. September 2018 wegen angeblichem Terrorismus zu 5 Jahren Haft verurteilt. Die Anklage geht zurück auf die Ereignisse im Sommer 2015, als Ungarn von einem Tag auf den anderen die serbisch-ungarische Grenze und damit die Balkanroute schloss. Wut und Verzweiflung über die verweigerte Einreise nach Europa schlugen bald in Gewalt um. Es kam zu schweren Ausschreitungen, der Grenzzaun wurde beschädigt und Polizist*innen mit Steinen beworfen, welche mit Tränengas und Wasserwerfern zurückschlugen.
Im Zuge dieser Proteste wurde Ahmed H. verhaftet. Drei Jahre lang sass er in Budapest in Untersuchungshaft, während ihn die rechtsnationalistische Fidesz-Regierung unter Victor Orban zu einem gefährlichen Terroristen hochstilisierte, um ihn für ihre fremdenfeindliche Hetzkampagne gegen Migrant*innen und Geflüchtete zu nutzen.
Im Herbst 2018 bestätigte auch die letzte Instanz in Ungarn den Terrorismusvorwurf, obwohl sämtliche Beweise gegen Ahmed H. inzwischen widerlegt wurden. Das Gericht hat die Haftstrafe immerhin auf das Minimum von 5 Jahren reduziert, und weil die Untersuchungshaft zur Haftstrafe hinzugerechnet wird, wurde Ahmed H. wegen guter Führung bereits im Januar vorzeitig freigelassen.
Ahmed H. ist mit einer Zyprerin verheiratet. Trotzdem sitzt er bis heute in Ungarn in Ausschaffungshaft. Seit 8 Monaten verweigern ihm die zyprischen Behörden die Einreise. Gegenüber Menschenrechtsorganisationen und Anwält*innen liessen sie offiziell verlauten, der Fall sei in Bearbeitung. Lange hat das internationale Unterstützer*innen-Komitee erfolglos versucht, hinter den Kulissen zu verhandeln und eine Lösung zu suchen. Dennoch wurden die erforderlichen Reisepapiere bis heute nicht ausgestellt. Kürzlich haben nun das Europäische Bürger*innen-Forum sowie Amnesty International je eine Briefkampagne an Zyperns Präsidenten bzw. ans Innen- und Aussenministerium lanciert. Durch den öffentlichen Druck hofft Michael Rössler vom Europäischen Bürger*innenforum noch im September eine Lösung zu finden:
Weitere RaBe-Info-Beiträge zum Fall Ahmed H.
Flugticketabgabe
Im Rahmen der Revision des CO2-Gesetzes Ende letztes Jahr erteilte der Nationalrat der Flugticketabgabe eine Absage. Die ständerätliche Umwelt-Kommission UREK ist nun umgeschwenkt und hat Mitte August einer Flugticketabgabe zugestimmt. Die UREK fordert eine Flugticketabgabe zwischen 30 und 120 Franken. Laut Silas Hobi, Geschäftsführer der Umweltorganisation umverkehR ist das ein guter Anfang, grundsätzlich aber sei die Abgabe zu tief angesetzt. Um die Höhe der Flugticketabgabe zu bestimmen, schlägt umverkehR die Definition eines so genannten Absenkpfades vor. Dies würde bedeuten, dass festgelegt würde, um wie viel beispielsweise der Kerosin-Verbrauch reduziert werden soll, und danach die Flugticketabgabe bemessen würde.
UmverkehR stützt sich bei ihren Berechungen auf eine Studie des deutschen Umweltbundesamtes, wonach eine Tonne CO2 derzeit 180 Euro Kosten verursacht. Weil jedoch die Emissionen des Flugverkehrs in rund 10 Kilometer Höhe ausgestossen werden, verstärke sich die Klimawirkung, womit die Kosten mit 360 Euro pro Tonne doppelt so hoch seien. Konkret würde somit ein Flug von Zürich nach Berlin retour rund 130 Franken teurer werden.
Das deutsche Modell der Flugticketabgabe, das bei der Festlegung der Abgabe zwischen Kurz-, Mittel,- und Langstreckenflügen unterscheidet, erachtet umverkehR als wenig sinnvoll, weil es in erster Linie darum gehe, die CO2-Emissionen zu senken, und sich der Preis somit auch an diesen CO2-Emissionen richten sollte.
Am 25. September geht das Geschäft an den Ständerat. Um vor der Debatte nochmals politischen Druck aufzusetzen, reicht die Umweltorganisation umverkehR nächste Woche ihre Petition für eine Flugticketabgabe mit rund 15 000 Unterschriften ein.
Die Ultra-Trail Geigenspielerin
as Das Berner Symphonieorchester (BSO) wurde vor 142 Jahren gegründet und gehört zu den grössten Orchestern der Schweiz. Grundsätzlich ist das BSO im Casino Bern beheimatet, allerdings mussten die rund 100 Musiker*innen die letzten zwei Jahre wegen Umbauarbeiten im Exil musizieren. Am Donnerstag 5. September wird das Casino nun frisch renoviert wiedereröffnet – der Verantwortliche Kultur Nik Leuenberger hat bei RaBe darüber berichtet.
Zu den Musiker*innen welche ab sofort wieder in den neuen alten Mauern ihr Handwerk verrichten, gehört auch Cornelia Hauser. Seit ihrem 9. Lebensjahr spielt Hauser Geige.Seit 20 Jahren tut sie das im Berner Symphonieorchester. Daneben pflegt die 51-jährge ein äusserst intensives Hobby: Ultra Trail Running, also Rennen länger als Marathon-Distanz im alpinen Raum.
Derzeit läuft Hauser bei Swiss Peak mit, einem Rennen, bei welchem es innerhalb sieben Tage 360 km und rund 27’000 Höhenmeter zu überwinden gilt. Im Interview mit RaBe gewährt Hauser Einblick in ihr Hobby und hält dabei fest, dass es durchaus Parallelen gebe zwischen dem Rennen langer Distanzen und Geigenspiel.