Warum ein neues CO2-Gesetz Sinn macht, obwohl es bloss ein Kompromiss ist und wie es klingt, wenn Pflanzen kommunizieren, sind zwei der heutigen Info-Themen. Den Podcast gibts hier:
Das neue CO2-Gesetz muss kommen… und später nachgebessert werden
Lieber kein Gesetz als ein totaler Rückschritt. Das haben sich letztes Jahr die umweltfreundlichen Kräfte im Schweizer Parlament gesagt und in einer unheiligen Allianz mit der SVP das revidierte CO2-Gesetz versenkt. Zuvor hatten die bürgerlichen und rechten Parteien SVP, FDP und CVP dem Gesetz sämtliche Zähne gezogen. Doch die Zeit eilt, ein neues Gesetz muss her, das die Abmachungen des Pariser Klima-Vertrags ernst nimmt, nämlich die Erderhitzung auf 1,5 oder auf 2 Grad zu beschränken.
Nun kommt eine Neuauflage des CO2-Gesetzes wieder zur Abstimmung. In der Herbstsession wird sich der Ständerat darüber beugen. Nächstes Jahr soll das neue Parlament das neue Gesetz dann verabschieden. Danach wird die SVP, die der Öl-Lobby nahe steht, wahrscheinlich das Referendum ergreifen. Falls das Volk JA sagt, wird das Gesetz schliesslich frühestens 2021 in Kraft treten.
Das Gesetz hat inzwischen wieder Zähne bekommen. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie UREK des Ständerats hat einen neuen Gesetzesentwurf vorgeschlagen. Darin werden zahlreiche Massnahmen vorgeschlagen, wie eine Kompensationsabgabe auf Treibstoffen oder eine Flugticketabgabe. Ein Teil der Abgaben soll in einen Klima-Fonds fliessen, mit dem wiederum Klimaschutz-Projekte finanziert werden können. Der Ersatz von Ölheizungen soll attraktiver werden, denn die Schweiz hat immer noch enorme viele solche Klima schädigenden Heizungen in Betrieb. Zudem sollen Massnahmen ergriffen werden, dass die Schweiz oder Schweizer Unternehmen angespornt werden, den Klimaschutz auch im Ausland voranzutreiben.
Die Klima-Allianz ist ein Zusammenschluss von über 80 Schweizer Nichtregierungsorganisationen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen. Diese ist grundsätzlich zufrieden mit dem neuen Gesetzesvorschlag. Zwar sei die Schweiz im internationalen Vergleich immer noch sehr bescheiden, was Klimaschutzmassnahmen betreffe, aber es gehe in die richtige Richtung, sagt Patrick Hofstetter, Klima-Allianz-Vorstandsmitglied und Leiter Klima und Umwelt beim WWF. Nachbesserungen wollen er und seine Mitstreiter*innen unter anderem mit Volksinitiativen wie der Gletscher-Initiative erreichen. Zudem will die Allianz mit einer grossen Klima-Demonstration am 28. September 2019 zusätzlichen Druck aufbauen.
Begrüssenswert sei auch, dass das neue Gesetz vorsieht, dass nicht nur in der Schweiz, sondern auch international Klimaschutzmassnahmen ergriffen werden müssen, sagt Jürg Staudenmann gegenüber RaBe. Er ist Klima- und Umweltpolitikverantwortlicher bei der entwicklungspolitischen Organisation alliance sud und ebenfalls im Vorstand der Klima-Allianz. Allerdings dürften Klimaschutzmassnahmen nicht auf Kosten der regulären Entwicklungszusammenarbeit gehen, sagt er. Sie müssten zusätzlich von der Schweiz finanziert werden. Nur so sei Klimagerechtigkeit möglich. Das heisst, die Schweiz muss nicht nur Verantwortung für den CO2-Ausstoss im Inland übernehmen, sondern auch für den indirekten Ausstoss im Ausland, zum Beispiel wegen dem Import von Industriegütern, die anderswo auf schmutzige Art und Weise produziert wurden. Ausserdem ist der Schweizer Finanzplatz gefordert, Investitionen in fossile Energieträger zu unterbinden.
Interview mit Patrick Hofstetter (Klima-Allianz und WWF):
Interview mit Jürg Staudenmann (Klima-Allianz und alliance sud):
Die Beastie Boys haben schon vor fünfzehn Jahren über den Klimawandel gerappt und die Klimapolitik der Mächtigen kritisiert – einfach «Kyoto» mit «Paris» ersetzen und «Bush» mit «Trump» – dann ist der Song genauso aktuell wie damals – 2004:
Wenn Pflanzen kommunizieren
Dass Pflanzen einfach nur stumm seien, ist schon seit einiger Zeit widerlegt. Ihre Kommunikation erfolgt halt einfach auf eine Art und Weise, die nicht bis an unsere Ohren dringt. Was aber, wenn wir hören könnten, wie Pflanzen sich austauschen? Wie würde das wohl klingen?
Diese Frage erforscht das EnsemBle BaBel aus Lausanne in Zusammenarbeit mit Künstler Daniel Zea im Rahmen des Musikfestivals Bern im Botanischen Garten. Für die Klanginstallation hat das Ensemble «Mycelium» aufgenommen, eine freie Improvisation mit elektronischen Klängen, die mittels Granular Synthesis bearbeitet wurden. Zudem verformten Sensoren, welche die Musiker*innen am Körper trugen und die zum Beispiel Puls und Luftfeuchtigkeit massen, die Klänge zusätzlich. Daniel Zeal verwendet «Mycelium» unter anderem zusammen mit Lauten von Insekten für seine Klanginstallation. Diese besteht aus insgesamt 189 Lautsprechern, die in den unterschiedlichen Häusern des Botanischen Gartens angebracht wurden.
Luc Müller, Vinz Vonlanthen und Anne Gillot von EnsemBle BaBel über Ihre Komposition «Mycelium»:
Die Klanginstallation kann von Donnerstag 12. bis Sonntag 15. September im Botanischen Garten Bern besucht werden. Eintritt gratis.