Die Ausstellung «Le bilinguisme n’existe pas» im Neuen Museum Biel thematisiert die Vielsprachigkeit der zweitgrössten Berner Stadt Biel – alias Bienne. Biel gilt als Vorzeigestadt, wenn es um das bilinguale Zusammenleben geht. Die zweitgrösste Stadt des Kantons Bern lebt die Zweisprachigkeit – sowohl im öffentlichen als auch oft im privaten Leben. In Wirklichkeit ist sie jedoch mehr als bloss zweisprachig und genau diese Tatsache hat der Ausstellung ihren Namen gegeben.
Mindestens 150 Sprachen werden in Biel gesprochen. Das war nicht immer so. Vor rund 150 Jahren war Biel eine Stadt, in der die überwältigende Mehrheit «Bielerdytsch» sprach, ein Dialekt, der stark ans «Baseldeutsche» erinnert. Daneben gab es eine kleine französischsprachige Minderheit. Dann begann die Industrialisierung. Die wachsende Uhrenindustrie lockte einerseits Arbeiter*innen aus dem Seeland an, was den Dialekt bernischer werden liess. Andererseits wuchs der Anteil der französisch Sprechenden, was zu einer tatsächlichen Zweisprachigkeit führte. Später kamen die Italiener*innen, Spanier*innen, Portugies*innen und noch später Menschen aus aller Welt. Die Sprachenvielfalt in Biel sei jedoch gar nicht so aussergewöhnlich, sondern sie gleiche eigentlich der Vielfalt in den meisten Schweizer Städten, sagt Co-Ausstellungskuratorin Anne-Valérie Zuber gegenüber RaBe.
Die Ausstellung nimmt verschiedene Aspekte der sprachlichen Vielfalt auf. Zum Beispiel zeigt sie, wie Macht durch Sprache ausgedrückt werden kann: Ein keltischer Händler aus dem Raum Biel benutzte einst in der Antike ein Schwert mit griechischen Buchstaben. Die keltische Sprache war nicht geschrieben und Griechenland war damals die grösste Macht Europas. Das Schwert, das in der Ausstellung zu sehen ist, symbolisiert deshalb diese «griechische Macht» und half dem Bieler Händler beim Geschäften. Auch die geschlechtsneutrale Sprache wird thematisiert. Die Deutschschweizer Ratsmitglieder im Bieler Stadtrat hatten keine Mühe amtliche Dokumente geschlechtsneutral zu machen. Die Frankophonen hingegen wehrten sich lange Zeit gegen die Abschaffung der rein männlichen Form, erzählt Zuber. Das hinge mit den strengen Regeln der Alliance française zusammen, die seit dem 17. Jahrhundert über den Gebrauch der französischen Sprache wacht.
Die Ausstellung wurde von Anne-Valérie Zuber und Florian Eitel kuratiert. Zu sehen, zu hören und zu riechen gibt es Le bilinguisme n’existe pas als Kunst-Installation von Laurent Güdel mit vielen historischen Objekten. Die Ausstellung mit verschiedenen Spezialveranstaltungen dauert noch bis am 22. März 2020.