Heute reisen wir in die Philippinen und werfen den Blick auf die Manila-Bucht, die besonders von Klimawandel und Umweltverschmutzung betroffen ist. Und wir sprechen anlässlich des Culturescapes Festival Polen mit dem Schweizer Botschafter in Warschau: Jürg Stephan Burri.
Philippinische Manila-Bucht in Gefahr
Weltweit gingen letzten Freitag hunderttausende Menschen auf die Strasse, um für einen effizienteren Umwelt- und Klimaschutz zu protestieren. So auch in der philippinischen Hauptstadt Manila. Das südostasiatische Land spürt Umweltverschmutzung und Klimawandel ganz besonders, besteht es doch aus über 7000 kleinen, teilweise nur knapp über dem Meeresspiegel liegenden Inseln.
Besonders gravierend ist die Situation in der Manila-Bucht. Die Unmengen von Plastik, die sich in der grossen, relativ geschlossenen Bucht ansammeln und nicht mehr weggeschwemmt werden, sind dabei nur ein Problem. In Kooperation mit der San Miguel Corporation plant die Regierung ein gigantisches Flughafenprojekt auf der Insel Taliptip in der Manila-Bucht. Die rund 700 Familien auf der Insel leben heutzutage vor allem vom Fischfang und den Meeresfrüchten. Viele sind weitgehend Selbstversorger*innen, andere verkaufen ihren Fang auf dem Markt in Manila. Mit dem Flughafenprojekt wäre damit Schluss, weil für den Bau des Flughafens lange Uferflächen aufgeschüttet und damit einzigartige Ökosysteme mit hoher Biodiversität geopfert werden sollen. Kürzlich haben die Familien von der Regierung die Aufforderung erhalten, die Insel bis im Dezember zu verlassen. Ein Umsiedlungs-Projekt gibt es nicht, die Familien sind auf sich alleine gestellt.Der zivilgesellschaftliche Widerstand gegen das Projekt wächst. Es gibt Protestaktionen und es wurden juristische Schritte eingeleitet. Auch die UN-Sonderberichterstatterin für intern vertriebene Menschen auf den Philippinen habe sich inzwischen eingeschaltet, berichtet Karmen Ramirez Boscan, Vertreterin der indigenen Frauenorganisation Fuerza Mujeres Wayuu aus Kolumbien. Karmen Ramirez lebt in der Schweiz und ist Journalistin bei der Onlineplattform lucify.ch. Vergangenes Wochenende besuchte sie die Konferenz der Rosa Luxemburg Stiftung Beyond Labels, Beyond Borders über die Rechte von Klima-MigrantInnen und sprach nach ihrer Rückkehr mit RaBe:
Culturscapes Polen – und der Schweizer Botschafter
Polen ist ein riesiges Land – fast achtmal so gross wie die Schweiz mit fast fünfmal soviel Einwohnern und Einwohnerinnen. Über 80 Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich als katholisch. Polen hat das grösste Wirtschaftswachstum Europas. Polen hat eine Jahrhunderte alte Geschichte von Spaltungen, Fremdbestimmung und Unabhängigkeitskämpfen. Polen ist politisch gespalten in ein liberales und in ein konservatives Lager, wobei letzteres im Moment die Regierung stellt. Und Polen steht, wie die Schweiz, kurz vor den Wahlen.
In einer Woche beginnt das Culturescapes Festival in Basel, das alle zwei Jahre Kulturschaffende aus einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region in die Schweiz einlädt. In der diesjährigen Ausgabe ist Polen das Gastland. Das Festival versucht die Geschichte, die Protestkultur und die Spiritualität des Landes in die Schweiz zu holen. Während drei Monaten werden polnische Kunst-, Literatur-, Theater- und Musikschaffende in der ganzen Schweiz unterwegs sein. Viele von ihnen stehen sehr kritisch der jetzigen erzkonservativen Regierung der PiS-Partei gegenüber und werden Werke präsentieren, die der polnischen Regierung nicht unbedingt gefallen. Das sei kein Problem, denn Polen sei immer noch ein freies Land, sagt der Schweizer Botschafter in Polen, der keine diplomatischen Verstimmungen befürchtet.Polen und die Schweiz feiern in diesem Jahr nicht nur den Kulturaustausch, sondern auch 100 Jahre diplomatische Beziehungen. 1919 wurde Polen nach über hundertjähriger Trennung und Fremdbestimmung wiedervereinigt und unabhängig. RaBe durfte für das Festival Culturescapes nach Warschau reisen und hat dort unter anderem mit dem Schweizer Botschafter in Polen gesprochen, Jürg Stephan Burri – über die Verbindung von Schweiz und Polen:
Mehr Beiträge zum Culturscape Festival gibt es nächste Woche im RaBe-Info und auf info.rabe.ch – unter anderem auch mit Stimmen von polnischen Kulturschaffenden, die etwas weniger «diplomatisch» sind.