Im Fokus des heutigen Infos steht der Libanon. Seit einer Woche gehen die Menschen dort auf die Strasse, Schätzungen zufolge hat sich fast ein Drittel der Bevölkerung den oft bunten und kreativen Protesten angeschlossen. Im religiös vielfältigen Land kam es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Glaubensgemeinschaften, nun demonstrieren alle gemeinsam gegen die korrupte Elite. Eine Chance für einen geeinten Libanon also?
Was passiert im Libanon?
Seit einer Woche gehen im Libanon Hunderttausende Menschen auf die Strasse, dass öffentliche Leben kam komplett zum Erliegen. Sie demonstrieren gegen eine herrschende Elite, welche das Land ausplündere, gleichzeitig die Infrastruktur zerfallen und der Bevölkerung kaum etwas zum leben lasse. Auslöser für die Proteste war ein Massnahmenbündel der Regierung, welches u.a. auch die sogenannte WhatsApp-Steuer enthielt, eine Abgabe von sechs Dollar pro Monat auf online Telefonate.
Der Libanon ist religiös äusserst vielfältig, es gibt 18 anerkannte Religionsgemeinschaften, die grössten davon sind maronitische Christ*innen, schiitische und sunnitische Muslime. Daneben gibt es die drusische Glaubensgemeinschaft, verschiedene christliche Minderheiten, Alewit*innen und Jüd*innen. Diese Diversität sorgte immer wieder für Meinungsverschiedenheiten, dabei wurde dem Land die Möglichkeit zum Fortschritt genommen, denn sowohl in der Regierung als auch im Parlament müssen die Konfessionen paritätisch vertreten sein, Blockadesituationen waren somit unvermeidbar.
Dank der anhaltenden Proteste scheinen nun viele Differenzen in der Bevölkerung zumindest vorerst überwunden zu sein, sagt Marguerite Meyer. Die Schweizer Journalistin absolviert derzeit ein Austauschprogramm beim DailyStar in Beirut, organisiert von der Schweizer Journalismus-Schule MAZ. Die Menschen trügen ihren Unmut gegenüber der Elite gemeinsam auf die Strasse und folgten grösstenteils dem gefassten Konsens zur Gewaltlosigkeit. Die Situation sei jedoch auch fragil, Sicherheitskräfte schritten immer wieder ein, lösten Strassenblockaden auf, setzten Tränengas ein. Niemand wisse genau, was die Regierung in den kommenden Tagen plane, ob sie die Proteste niederschlagen werde, so wie 2015 als die Menschen wegen dem Müllproblem auf die Strasse gingen