Heute geht es bei uns im RaBe-Info um unendlich lange Geschäftsbedingungen, die Herausforderungen für die neue Regierung in Argentinien und um die ausgezeichnete journalistische Arbeit der Bernerin Meret Michel.
Schmähpreis für Airbnb
Der Online-Marktplatz für Ferienwohnungen Airbnb erhält den Schmähpreis „klein aber gemein“ der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz. Grund sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ABGs, mit denen sich alle Kund*innen einverstanden erklären müssen, und die bei Airbnb aus über 36 000 Wörtern, grösstenteils in englischer Sprache bestehen.
Kund*innenunfreundliche und unlesbare Geschäftsbedingungen seien weit verbreitet. Selbst im Vergleich mit Google aber habe Airbnb den Vogel abgeschossen, sagt die Leiterin Recht Céclie Thomi. Ihrer Meinung nach sind die AGBs von Airbnb nicht mit den gesetzlich verankerten Grundsätzen von Fairness und Ausgewogenheit vereinbar. Trotzdem sieht die Stiftung aufgrund der zu hohen finanziellen und beweistechnischen Hürden von einer Klage ab.
Den Konsument*innen rät die Stiftung, wenn immer möglich auf andere Anbietende auszuweichen, oder zumindest die wichtigsten Bedingungen zu Datenschutz, Garantie- und Zahlungsbedingungen anzuschauen, und falls diese nicht kund*innenfreundlich geregelt seien, auf andere Anbietende auszuweichen.
Ein Video auf der Homepage der Stiftung zeigt den Mitarbeiter Lauritz Mori, der über 4 Stunden lang die Airbnb-Geschäftsbedingungen in die Kamera liest und dann das Handtuch wirft:
Neustart nach den Wahlen in Argentinien
Bei den argentinischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom Sonntag trug das Mittelinks-Oppositionsbündnis «Frente de Todos » unter Alberto Fernandez den Sieg davon, mit 8% Vorsprung auf die amtierende Koalition des rechtskonservativen Präsidenten Mauricio Macri.
Alberto Fernandez einen Herkulesaufgabe bevor. Das Land steht nach den vier Amtsjahren von Mauricio Macri vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, und vor einem rekordverdächtigen Schuldenberg von fast 60 Milliarden US-Dollar alleine beim Internationalen Währungsfonds IWF.
Über die Ereignisse kurz nach den Wahlen vom Sonntag zeigt sich der argentinische Journalist Sergio Ferrari aus mehreren Gründen positiv überrascht: Sowohl der neu gewählte Präsident Alberto Fernandez, als auch die Vize-Präsidentin Cristina Kirchner hätten Mauricio Macri bereits aufgefordert, bis zur offiziellen Amtsübergabe Verantwortung für die Wirtschaftspolitik zu übernehmen. Dies führte dazu, dass die Regierung und die argentinische Zentralbank bereits kurz nach der Wahl Sofortmassnahmen angekündigt haben, um Reserven- und Devisenflucht zu verhindern. Zweitens habe bereits am Montagmorgen ein einstündiges Treffen zwischen Macri und Fernandez stattgefunden, um die Details der Übergangsphase zu besprechen. Drittens herrschte sowohl am Wahltag als auch am Tag danach absolute Normalität in Argentinien. Es gab weder Spannungen noch gewaltsame Ausschreitungen. Diese demokratische Stabilität sei in einem Land wie Argentinien, wo die Menschen leidenschaftlich gerne politisierten, und welches aktuell ernorm polarisiert sei, besonders bedeutsam. Die Amtsübergabe dauert 40 Tage, und Sergio Ferrari betont, dass es in dieser hochexplosiven Situation nicht angebracht sei, mit dem Feuer zu spielen.
Bernerin nominiert für Real21
Meret Michel ist freischaffende Journalistin im Nahen Osten, aufgewachsen ist die 28 jährige in Bern. Mit ihrer Reportage „In Sippenhaft“ ist sie bereits zum zweiten Mal für den Schweizer Förderpreis Real21 für herausragende journalistische Arbeiten nominiert worden. Der Preis richtet sich an junge JournalistInnen, die sich darum bemühen, dem Schweizer Publikum Themen der globalen Entwicklung nahezubringen.
Mit ihren Reportagen will Michel aufzeigen, dass die Situation im Nahen Osten komplexer und vielschichtiger ist, als sie oft dargestellt wird. Schauplatz der nominierten Reportage ist Mossul, eine Stadt im Norden des Iraks. „In Sippenhaft“ ist die Geschichte einer Familie, in der sich alle radikalisieren, ausser einem.
Die Preisverleihung findet am 30. Oktober im Luzerner Ratshaus statt.