Kein glaubhaftes Flucht-Zeugnis, kein Asyl – ein problematischer Stolperstein vor Allem auch für traumatisierte Asylsuchende. In «Al Shafaq – Wenn der Himmel sich spaltet» thematisiert Filmregisseurin Esen Işık die Radikalisierung eines jungen Türken, der in der Schweiz lebt. Dies und mehr gibts in der heutigen Infosendung zu hören:
Traumatisierte Geflüchtete werden benachteiligt
Wer seine Flucht nicht absolut detailliert, glaubhaft und widerspruchsfrei bezeugen kann, hat keine Chance auf Asyl – so der Grundsatz der Schweizer Migrationsbehörden. Die Mehrheit der Asylgesuche wird denn auch wegen mangelnder Glaubwürdigkeit abgelehnt.
Für viele geflüchtete Menschen sind die gängigen Asylverfahren ein regelrechter Spiessrutenlauf. Noch viel dramatischer gestaltet sich die Situation für Geflüchtete, die an einem Trauma oder einer sonstigen psychischen Erkrankung leiden. Grund dafür ist das Kriterium der Glaubhaftigkeit, welches verletzliche Menschen im Asylverfahren benachteiligt. Das gilt insbesonders für diejenigen, die in ihrem Heimatland oder auf ihrem Fluchtweg Folter und Gewalt erlitten haben. Diese Benachteiligung sorgt für viel Kritik an den gängigen Asylverfahren.
Eine der wenigen Institutionen, die traumatisierten Asylsuchenden tatsächlich hilft, ist das Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer des Schweizerischen Roten Kreuz SRK in Bern. Salim Staubli sprach mit der Leiterin und Psychotherapeutin Carola Smolenski über das problematische Thema der Glaubhaftigkeit im Asylverfahren. Geflüchtete, auch traumatisierte Geflüchtete, kämen mit einen Hoffnung auf ein besseres Leben in die Schweiz, sagt Carola Smolenski im Interview mit RaBe, eine Hoffnung, die sich grausam schnell zerschlage.
Carola Smolenski und Laura Rossi diskutieren heute Abend um 19 Uhr in Bern über das Thema «Trauma – Bedeutung für geflüchtete Menschen im Asylverfahren und im Allltag» im Kongresszentrum Kreuz, Saal Hodler, 1. UG Zeughausgasse 41, 3011 Bern
Fehlende Identität – radikaler Glaube
In ihrem Film «Al Shafaq – Wenn der Himmel sich spaltet» thematisiert die türkisch-schweizerische Regisseurin Esen Işık die Radikalisierung des jungen Burak aus Zürich. Işık kreiert darin ein Universum von Figuren, die versuchen, aus ihrer Perspektive heraus eine Antwort darauf zu finden, wie es dazu kam, dass Burak – der Sohn, der Bruder, ein normaler Junge – zu einem fanatischen und tötenden IS-Kämpfer wird. Wer hätte dies verhindern können? Wer trägt eine Mitschuld? Und kann man diese Schuld sühnen?
Buraks Familie wird durch den strenggläubigen Vater Abdullah dominiert. Emine, die Mutter, versucht das Regime ihres Mannes auszugleichen und all ihren Kindern Liebe und den Glauben an Allah gleichermassen zu schenken. Während ihr ältester Sohn Kadir und ihre Tochter Elif ihren Platz in der türkischen Familie wie auch der westlichen Welt gefunden haben, kämpft ihr jüngster Sohn Burak mit der fehlenden Anerkennung seines Vaters und seiner Suche nach einer Identität zwischen den Welten. Als Burak den Koran in das Zentrum seiner Weltanschauung stellt, merken Abdullah und Emine zu spät, dass Burak ihnen bereits entglitten und auf dem Weg in den heiligen Krieg ist. Der Vater macht sich auf im türkisch-syrischen Grenzgebiet seinen Sohn zu suchen. Zwischen Orient und Okzident schenkt ihm die schicksalshafte Begegnung mit dem kurdischen Jungen Malik eine zweite Chance.
Premiere: Donnerstag, 31. Oktober / 20:15 / CineClub, Bern, in Anwesenheit von Esen Işık, Nicoletta della Valle (Direktorin Fedpol) und Artan Morina (Schauspieler und Insider)
Der Trailer zum Film: