Heute geht es im RaBe-Info um Kritik an der SBB, die auf offene Ohren stösst, um das neue Buch Eyescream vom Berner Grafiker und Illustrator Philipp «Chippie» Thöni und um die Frage, weshalb Frauenstreiks so anders sind als Männerstreiks.
Kritik am Sparprogramm der SBB
Das Problem heisse Railfit 20/30, das sagt die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV. Am vergangenen Montag hat der SBB-Chef Andreas Meyer in einer Medienkonferenz Stellung bezogen zu den Vorwürfen, die SBB sei immer seltener pünktlich. Laut ihm sei der Grund dafür sei u.a. der Lokführer*innen-Mangel und die Lieferverzögerung bei den neuen Doppelstockzügen.
Der SEV sieht das wahre Problem aber im Reorganisierungsprogramm Railfit 20/30, mit welchem die SBB ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen will. Dieses Programm würde an den falschen Stellen Einsparungen machen, welche sich nun rächen würden. Da die SBB immer mehr Jobs streiche, könne der exakt getaktete Fahrplan bei Ausfällen kaum noch aufrecht erhalten werden, so der SEV. Deswegen fordert die Gewerkschaft nun, dass das Management Railfit 20/30 überdenkt.
Mit diesen Forderung rennt der SEV bei der SBB teilweise offene Türen ein, so deren Mediensprecher im Interview. Die Bahn müsse zwar weiterhin auf die Kostenbremse drücken, doch müsse besser abgewogen werden, welche Massnahmen zielführend seien.
Eyescream – 20 Jahre Konzertposter
Die ikonografischen Konzertplakate des Philipp «Chippie» Thöni sind unverkennbar: Ein Walfisch, der in einer Zaubernummer zersägt wird, Vögel in Astronautenanzügen und rauchende Fische bevölkern Thönis Welt. Seine Kreationen zieren nicht nur Plakatwände, sondern manch eine Band liess sich vom gebürtigen Haslitaler ein Logo oder Album-Cover kreieren und einige von Thönis verschrobenen Tierfiguren wurden gar in Tattoo-Form verewigt. Mit «Eyescream» zieht er nun Zwischenbilanz über sein 20-jähriges Schaffen – im Buch enthalten sind insgesamt 280 Konzertplakate von 368 Bands.
Den Grundstein für das Interesse an visueller Kunst legte einst die Plattensammlung der Eltern, dort habe er zum ersten Mal realisiert, dass grafisches Design eine Funktion haben könne, nämlich Musik ein Gesicht zu verleihen, sagt Thöni. Für ihn sei damals klar geworden: «So etwas will ich auch machen.» Während sich in den Anfängen seines Schaffens noch vermehrt Motive aus Technologie, Wissenschaft und Industrie fanden, nahmen mit der Zeit Organisches und verschrobene Tierfiguren überhand. Er habe eine Vorliebe für «Sympathieträger in misslicher Lage», sagt der 44-Jährige. Tiere seien dankbare Träger für subtile Aussagen, denn wenn ein Mensch als Grundlage für ein Bild diene, werde vieles zu schnell eindeutig. Ausserdem assoziieren man mit Tieren gewisse Eigenschaften, darum böten sie sich zur Überhöhung oder Verzerrung geradezu an. «Der Hase zum Beispiel ist doch der Inbegriff der Unschuld. Verpasst man einem Totenschädel Hasenohren, ergibt sich ein schöner Bruch.»
Der Buchtitel «Eyescream» ist an eine Szene aus Jim Jarmushs Film «Down by Law» angelehnt. Im Film gibt es ein sprachliches Missverständnis zwischen «I scream» und «ice cream». Bei Thöni hat dieser Dialog das Bild eines schreienden Auges in Glace-Form ausgelöst. Das Wort «Eyescream» zeige somit in kondensierter Form den Mechanismus auf, der spiele, wenn er ein Poster entwerfe. «Ich höre einen Begriff und habe sofort ein inneres Bild dazu. Diese neue Verbindung halte ich dann in Form und Farbe fest. Ein bisschen Alchemie ist da schon auch mit dabei.»
Vernissage «Eyescream», Donnerstag 31.10.19 um 17 Uhr, Blackyard, Nydeggstalden 1a, 3011 Bern
Philipp «Chippie» Thöni im Interview bei RaBe:
Zur Rolle von Frauen an Streiks
Der 14. Juni dieses Jahres ist ein historisches Datum. An diesem Tag gingen in der Schweiz bekanntlich hunderttausende Frauen auf die Strasse um für die Gleichstellung zu streiken. Doch was viele nicht wissen: Frauenstreiks unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von Männerstreiks. Während Männer sowohl früher als auch heute bevorzugt für gewerkschaftliche Themen auf die Strasse gehen, stellen streikende Frauen meist ganz andere Themen in den Vordergrund.
Ingrid Artus ist Professorin für Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg, wo sie unter anderem zur Rolle von Frauen in Streiks forscht. Im Interview mit Radio Bermuda aus Mannheim geht es um Streiks im Dienstleistungssektor, um männlich dominierte Gewerkschaften und um die Betreuung von Kindern im Rathaus.