Letzten Freitag ging im Generationenhaus in Bern die 1. Berner Jobmesse für Geflüchtete über die Bühne, organisiert von der kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF. Ziel war eine Plattform zu schaffen, wo sich die Berner Privatwirtschaft mit Geflüchteten und vorläufig Aufgenommenen treffen und austauschen kann, um die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten voranzutreiben.
Dies ist auch das Hauptziel der kantonalen Neustrukturierung des Asyl- und Flüchtlingsbereichs NA-BE 2020. Laut Inge Hubacher, Vorsteherin des kantonalen Sozialamtes sind aktuell immer noch rund 80% der Asylsuchenden und vorläufig Aufgenommenen vom Sozialamt abhängig, wenn sie nach drei Jahren von der kantonalen in die kommunale Zuständigkeit wechseln.
Dieser Problematik Abhilfe zu schaffen, ist ein komplexes Unterfangen, wie die 1. Berner Jobmesse erneut verdeutlichte. Laut Christoph Erb, Direktor des Gewerbeverbandes Berner KMU werde die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten trotz der gesellschaftlichen Dringlichkeit stiefmütterlich behandelt. Er verortet die Zurückhaltung der Wirtschaft insbesondere darin, dass sie aktuell nicht an einem Mangel an Arbeitskräften leide, sondern an einem Mangel an spezialisierten Fachkräften. So scheitere die Anstellung von Geflüchteten oft an mangelnden Sprachkenntnissen oder an der fehlenden Anerkennung von ausländischen Diplomen. Zudem bedürfe es noch sehr viel Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit in den Betrieben. Und nicht zuletzt kritisiert Christoph Erb, dass Politik und Behörden immer wieder die Rahmenbedingungen ändern, was die Wirtschaft vor grosse Unsicherheiten stelle.
Laut der neuen Asylstrategie NA-BE unterstützt der Kanton Bern Geflüchtete und vorläufig Aufgenommene in den ersten drei Jahren mit kostenlosen Sprachkursen bis zum Sprachniveau A1. Wenn sie eine Lehr- oder Arbeitsstelle suchen, dürfen sie zusätzlich das Sprachdiplom A2 erwerben. Weitere Kurse werden nicht finanziert, obwohl auch das Sprachniveau A2 kaum ausreicht, um eine Stelle zu finden. Laut Inge Hubacher will der Kanton nach weiteren Möglichkeiten suchen Deutschkurse anzubieten. Zudem plane er die Einrichtung einer Fachstelle Wirtschaft, die den Unternehmen als Anlaufstelle dienen und sie zur Integration von Geflüchteten motivieren solle.
Lisa Schädel, Mitorganisatorin der 1. Berner Jobmesse von der kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF sieht insbesondere bei der Förderung von Sprachkursen weiterhin Handlungsbedarf. Zudem brauche es von allen Seiten, von Kanton, Wirtschaft und Geflüchteten mehr Offenheit, sich auf Neues einzulassen, damit die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten besser funktionieren kann: