In der heutigen Infosendung sprechen wir über Katzen, die für wissenschaftliche Zwecke jagen, über das neue russische Internet und über das experimentelle filmische Porträt «My Life is a Gunshot».
Zeig mir deine Maus, Katze!
Landauf und landab schleppen Katzen immer wieder Mäuse oder andere kleine Säugetiere nach Hause. Und das nicht zu knapp: In der Schweiz leben etwa 1.4 Millionen der flinken Jägerinnen, die jährlich geschätzte 10 Millionen Kleinsäugetiere erlegen.
Diese Tatsache hat sich nun das Naturmuseum Solothurn zu Nutzen gemacht. Im Mai 2018 rief es Katzenhalter*innen im Kanton Solothurn und Bern dazu auf, ihren Stubentigern die Beute wegzunehmen und diese zu Erfassungszwecken abzugeben.
Seit gestern liegt der Schlussbericht des Projekts «Zeig mir deine Maus, Katze!» vor. Insgesamt 46 Katzen haben namentlich am Projekt teilgenommen, andere haben ihre Beute anonym zur Verfügung gestellt. Im Dienste der Wissenschaft erlegten die Stubentiger insgesamt 759 Kleinsäugetiere aus 23 verschiedenen Arten. Die Beutetiere wurden untersucht – die Resultate fliessen nun in den neuen Verbreitungsatlas der Säugetiere der Schweiz und Liechtensteins ein, der 2021 erscheinen soll. Bei einigen Arten habe man dank dem Jagdeinsatz der Katzen gar Wissenslücken zur Verbreitung schliessen können, sagt Thomas Briner vom Naturmuseum Solothurn im Interview mit RaBe:
Abgekoppeltes Internet in Russland
Die Meinungsfreiheit hat in Russland einen schweren Stand. Seit Vladimir Putin regiert, sind vermehrt Gesetze verabschiedet worden, die es der Zivilbevölkerung schwer machen, sich politisch zu engagieren. Nun ist am 1. November eine neues Gesetzt dazugekommen, welches besagt, dass ein abgekoppeltes Internet für Russland geschaffen werden soll.
Die Journalismus-Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlichte letzte Woche einen ausführlichen Bericht über die Presse- und Meinungsfreiheit in Russland. Dieser fusst auf rund 30 Interviews mit Journalist*innen, Anwält*innen, Aktivisten und Menschenrechtsverteidigerinnen und zeigt auf, wie die russische Staatsführung die Presse- und Meinungsfreiheit in den vergangenen Jahren systematisch eingeschränkt hat und daran ist, ein System der Massenüberwachung aufzubauen. Der Bericht dokumentiert zudem Fälle von Menschen, welche aufgrund von Online-Aktivitäten im Gefängnis sitzen und erörtert, inwieweit das Anfang November in Kraft getretene Gesetz über ein abgekoppeltes Internet mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten überhaupt umsetzbar ist.
Ulrike Gruska von Reporter ohne Grenzen erklärt bei Radio Corax in Halle die Hintergründe dieses Gesetzes:
Joke Lanz «My Life is a Gunshot»
Joke Lanz ist vielleicht nicht einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dafür wird er in einschlägigen Kreisen umso mehr gefeiert. Der 54-jährige gebürtige Basler, der heute in Berlin lebt, gilt als Gallionsfigur der Schweizer Noise-Szene, als Pionier der experimentellen Musik irgendwo zwischen Dada, Punk und Performance Kunst. Lanz ist ein Grenzgänger zwischen improvisierter und experimenteller Musik, der in seinen Auftritten oft den eigenen Körper als Klangobjekt einsetzt und Plattenspieler manipuliert. Bei seinen Auftritten beschert Joke Lanz seinem Publikum eine Mischung aus Schönheit und Rohheit, manchmal ist er verstörend brachial, dann wieder kindlich verspielt. Und immer steckt in allem eine ungemeine Energie und Radikalität.
Regisseur Marcel Derek Ramsay hat Joke Lanz nun den Dokumentarfilm «My Life is a Gunshot» gewidmet. Darin nähert sich Ramsey Jokes anarcho-improvisierten Dada-Performances nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. So wie die Kunst des Porträtierten ist auch der Film: eigenwillig, experimentell, temporeich, stark rhythmisiert und assoziativ. Dank seiner Filmsprache vermag es «My Life is a Gunshot» sowohl Abgründe wie Menschlichkeit, Hardocore wie Sensibilität des Joke Lanz zu entdecken.
Mit seiner Kamera begleitet Ramsay Joke Lanz nach New York und Berlin, ist dabei, wenn dieser seine Mutter besucht und wenn der eigener Sohn vor der Türe steht. Ramsays Dokumentarfilm ist nämlich viel mehr, als einfach nur formal eigenwilliges Künstlerportrait. «My Life is a Gunshot» ist auch ein Film über Väter und Söhne, der zeigt, was passiert, wenn verwundete Söhne selber zu Vätern werden. Denn ja: Er ist verwundet, dieser Joke Lanz. Als er 13 Jahre alt war, erschoss sich sein Vater – ein Schuss der bis heute nachhallt und seine Kunst beeinflusst.
«My Life is a Gunshot», Berner Premiere Donnerstag 12.12.19 Kino Rex, 20:15 Uhr, in Anwesenheit von Joke Lanz und Marcel Derek Ramsay. Afterparty mit DJs Beat-Man, Mike Reber, Hess