Rojava, die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien steht massiv unter Druck. Seit dem Teilabzug der US-Truppen und dem Einmarsch der Türkei im Oktober 2019 befinden sich die Kurd*innen erneut mitten in den Kriegswirren. Bedroht durch die Türkei, das syrische Regime und die Dschihadisten versuchen sie nun durch Verhandlungen mit dem Regime von Bashar al-Assad zumindest eine Teilautonomie zu bewahren.
Hilfe zu erwarten ist weder von ihren ehemaligen Verbündeten, den USA noch von der EU. Und doch gäbe es kleine Lichtblicke, sagt Rojava-Experte Thomas Schmidinger, Politikwissenschaftler an der Universität Wien und Generalsekretär der österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie. Russland, welches das Machtvakuum in der Region nach dem Teilabzug der US-Truppen gefüllt habe und aktuell als Mediator fungiere, befürworte, wenn auch keine politische, dann doch zumindest eine weitgehende kulturelle Autonomie für die kurdischen Gebiete im Nordosten.
Das Assad-Regime stelle sich zwar nach wie vor auf den Standpunkt, die autonomen Gebiete im Nordosten wieder vollständig in den syrischen Staat eingliedern zu wollen. Falls sich aber Russland weiterhin für die Interessen der Kurd“*innen stark mache, sei es durchaus möglich, Assad noch Konzessionen abzuringen, weil das syrische Regime politisch und militärisch stark von Russland und dem Iran abhänge.
Thomas Schmidinger spricht am Montag, 16. Dezember um 19 Uhr im Restaurant Mappamondo in der Berner Länggasse an einer Veranstaltung des Berner Rojava Komitees über die aktuelle Situation im Nordosten von Syrien.